App-Test »barcoo«: Zu wenig drin in Sachen Nachhaltigkeit

Stand:
Für Millionen von Shopping-Fans ist "barcoo" mittlerweile ein treuer Begleiter. Doch bei aller Freude über günstige Preise in nächster Umgebung sei die Frage erlaubt, ob die erfolgreiche App auch hinsichtlich Nachhaltigkeit und Verbraucherschutz ganz vorne mitspielt.
Illustration einer lächelnden Frau, die in ihr Smartphone guckt, als Logo der App "barcoo"

Bezüglich der Vorteile von barcco beim Einkaufen vor Ort muss dieser Beitrag vermutlich keine Überzeugungsarbeit leisten. Seit mehr als einem Jahrzehnt erfreut sich der Produktscanner und Shopping Guide bei zahlreichen Nutzer:innen großer Beliebtheit. Dafür sprechen zumindest zehntausende positiver Bewertung und ein Stammplatz in den Charts bei Google Play und im Apple App Store. Gemäß dem Anliegen unseres Onlineangebots CliMapps interessiert uns natürlich am meisten, wie viel Mehrwert barcoo in Sachen Nachhaltigkeit bietet und ob bei der Nutzung der App wichtige Verbraucherschutzaspekte gewahrt bleiben. Denn längst zählt im Angesicht des Klimawandels für viele Kund:innen nicht nur mehr der günstigste Preis, sondern auch die Datensicherheit und der ökologische Fußabdruck des gekauften Produkts.

Off

Name: barcoo - QR & Barcode Scanner
Anbieter: Offerista Group GmbH (www.offerista.com)
Kategorie: Produktscanner
Zielgruppe: Erwachsene
Betriebssystem: iOS | Android
Preis: kostenlos
Links: Apple App Store | Google Play Store

Nutzer:innen zahlen mit ihren Daten

barcoo ist ein für Verbraucher:innen kostenloses Angebot, hinter dem ein kommerzielles Interesse steht. Das Geschäftsmodell: Hersteller, Einzelhändler und Ketten, die in der App mit ihren Prospekten und Produkten werben, zahlen an den barcoo-Anbieter Offerista eine Klickgebühr oder Provision im Falle eines Verkaufs. Das entspricht in etwa dem Geschäftsprinzip von Preisvergleichen wie Check24 oder idealo. Wie hoch diese Kosten im Einzelnen für die gewerblichen Kunden sind und inwiefern individuelle Verträge Einfluss auf die prominente Platzierung von Angeboten innerhalb der App haben, gibt Offerista nicht preis. Dies schränkt die Transparenz des Angebots für barcoo-Nutzer:innen zwar ein, ist aber zur Wahrung des Geschäftsgeheimnis und eventuellen Vorteilen gegenüber Mitbewerbern legitim.

Besonders offensichtlich ist der werbliche Hintergrund der angezeigten Inhalte im Bereich "Neuigkeiten". Dort finden sich neben einer Umfrage sporadische Mitteilungen zum Sortiment von Handelsketten. Auf Wunsch kann man sich über diese auch durch Pushnachrichten informieren lassen, genauso wie zu "Lieblingsgeschäften" (also Händler, die man zuvor entsprechend gekennzeichnet hat) und "exklusiven Informationen" (von barcoo ausgewählte Angebote und Events). In den Einstellungen kann man diese abschalten. Außerdem kann der eigene Standort zur Anzeige von Angeboten in der Umgebung festgelegt werden. Zugunsten von Datensparsamkeit und -schutz empfehlen wir aber, die GPS-Ortung für die App zu deaktivieren und stattdessen die jeweils aktuelle Adresse per Textfeld einzutippen.

Eine Registrierung ist nicht erforderlich. Dennoch sollte man sich stets darüber bewusst sein, dass die durch Nutzung von barcoo gesammelten Personendaten getrackt und für individualisierte Werbeangebote genutzt werden können. Dies betrifft hier maßgeblich Dienste des amerikanischen Konzerns Google, wie beispielsweise Adsense oder Adwords. Diese analysieren Sucheingaben, Kaufvorlieben und Standorte, um der Nutzerin oder dem Nutzer innerhalb der App oder bei Drittanbietern personalisierte Kauftipps und Anzeigen zu präsentieren.

Maßgeschneidertes Shoppingvergnügen

Anders als bei Produktscannern wie Yuka, CodeCheck oder EcoCheck stehen bei barcoo Aspekte wie Klimaschutz und gesunde Ernährung eher im Hintergrund. Stattdessen geht es im Kern um einen möglichst nutzerfreundlichen Zugang zu Produktangeboten und Prospekten von Handelsketten. Präsentation und Handhabung entsprechen dabei dem hohen Standard, den man von einer etablierten und erfolgreichen App erwartet. Auf dem Startscreen finden sich zunächst vom Anbieter ausgewählte, besonders "beliebte" Prospekte und Angebote. Diese können alternativ nach Aktualität sortiert werden. Dazugehörige Händler sollte man mit Hilfe der Umkreissuche und Liste von "beliebten Geschäften" als "Lieblingsgeschäft" kennzeichnen. Ansonsten wird man nämlich bei jedem App-Start wiederholt nach bevorzugten Shops suchen müssen und ist bei der Anzeige "beliebter" Inhalte davon abhängig, was die Google-Werbetracker oder Anbieter Offerista empfehlen. Hat man den eigenen Startscreen erst einmal gemäß eigener Vorlieben personalisiert, blättert es sich aber entspannt und schnell durch dazugehörige Angebote. Auch die Umkreissuche mit Angaben zu Adresse und aktuellen Angeboten aller bei Apple Maps (in der iPhone-Version) oder Google Maps (in der Android-Version) markierten Geschäfte funktioniert tadellos.

 

Beispielhafte Screenshots Funktionen der App "barcoo"
Die Startseite präsentiert Prospekte und Produkte (Abb.1), denen man unter anderem mit der Umgebungssuche nach Händler (Abb.2) einen persönlichen Stempel aufdrücken kann. Im Optimalfall bieten die per Scan-Funktionen gefundenen Produkte sowohl Angaben zum Nährwert, Zutaten, Kundenbewertungen und Infos zum Aspekt Nachhaltigkeit (Abb.3).  Vor allem bei Drogerieprodukten beschränken sich die "barcoo"-Informationen auf Angaben des Herstellers (Abb.4). (Quelle: Screenshots)

Wo ist noch mal die Nachhaltigkeit?

Mit Blick durch die Nachhaltigkeitsbrille ist für diesen Test aber weitaus interessanter, inwiefern barcoo auch mit Funktionen überzeugen kann, die einen ökologischen Mehrwert haben. Hier kommt der Produktscanner ins Spiel, der in der Datenbank enthaltene Produkte nicht nur hinsichtlich Preis, Verfügbarkeit und Nährwerten durchleuchten möchte, sondern auch zum Faktor Nachhaltigkeit. Schließlich wolle barcoo beim verantwortungsvollen Einkauf und dem Schutz der Umwelt unterstützen, so die Beschreibung des Anbieters im Apple App Store.

In unserem stichprobenartigen Test zur Erkennung von 100 Produkten schnitt barcoo durchschnittlich gut ab. Zwar wurden fast alle Markenprodukte aus dem Lebensmittelhandel erkannt, Eigenmarken großer Supermarkt- und Discounterketten konnten wir in der Datenbank aber nur selten finden. Noch etwas schlechter war die Trefferquote im Bereich Pflegeprodukte und sonstige Drogerieartikel. Hier wurden nur etwa die Hälfte der gescannten Produkte erkannt, unabhängig von Markenware oder Eigenmarke. Erkannte Artikel enthalten in der Regel alle Herstellerangaben zu Inhaltsstoffen bzw. Zutaten. Darüber hinaus findet man für Lebensmittel Angaben zum Nährwert sowie zum enthaltenen Zucker, Fett, gesättigten Fettsäuren und Natrium (Salz), die in der bekannten Form einer Lebensmittel-Ampel grün, gelb oder rot markiert sind.

Etwas versteckt, nämlich unterhalb der Nutzerkommentare, befindet sich der Abschnitt "Nachhaltigkeit". Hier finden sich in mal größerer, mal kleinerer Ausführlichkeit, Angaben zur Emissionsbilanz des Produkts oder der Produktkategorie sowie Hintergründe zum Hersteller. Letztere beschränken sich leider auf einen Link zur Wikipedia, wo man nur in seltenen Fällen weiterführende Informationen zu ökologischen Aspekten in der Produktion findet. Hilfreicher sind da schon die Auskünfte zum CO2-Fußabdruck einer Produktkategorie, die man aber leider nur selten antrifft. Am hilfreichsten und nutzerfreundlichsten wäre auch hier eine Art Qualitäts-Ampel, die Aufschluss darüber gibt, inwiefern Hersteller XY bei der Produkten bestimmte Nachhaltigkeitsstandards beachtet. Etwas Vergleichbares bietet beispielsweise die App PalmOil Scan

Fazit

Der Erfolg gibt barcoo Recht, denn hinsichtlich Übersichtlichkeit und Nutzerführung beim Durchblättern aktueller Prospekte und Angebote von Händlern in der Umgebung schwimmt die App qualitativ ganz vorne mit. Shopping-Fans, die sich eher dem nachhaltigen Konsum als dem besten Preis verpflichtet fühlen, werden mit der App vermutlich weniger glücklich. Neben eher dürftigen Angaben zu den ökologischen Qualitäten eines Produkts oder Herstellers ist außerdem bedauerlich, dass man diese Informationen in der App-Datenbank nicht selbständig ergänzen oder bestehende Einträge korrigieren kann, bevor diese redaktionell geprüft werden. Als Shopping-App mag barcoo überzeugen, beim transparenten Umgang mit Verbraucherdaten und hinsichtlich Nachhaltigkeits-Features besteht aber noch Verbesserungsbedarf.

Handhabung5 Sterne
Spaß3 Sterne
Mehrwert2 Sterne
Motivation2 Sterne
Datensparsamkeit2 Sterne
Gesamtwertung3 Sterne

Haben Sie Hinweise, Korrekturen oder sonstiges Feedback zu unserem App-Test? Ich freue mich über Ihre E-Mail an lohmeier[at]vz-bln.de. Danke für Ihr Interesse! (Patrick Lohmeier)

ClimApps Check Icon

CliMapps - Spielend einfach Klima schützen!

CliMapps ist Ihr vertrauenswürdiger Begleiter durch die Welt der Klimaschutz-Apps. Wir testen digitale Lösungen für mehr Nachhaltigkeit und umweltbewussten Konsum im Alltag. Und was uns dabei ganz wichtig ist: Es soll Spaß machen!

Förderhinweis BMUV

Ratgeber-Tipps

Ratgeber Einfach nachhaltig
Mehr Unabhängigkeit von Öl, Kohle und Gas. Der Abschied vom Verbrennungsmotor. Ein Aktionsprogramm zum natürlichen…
Klimafreundlich bauen und sanieren
Beim Haus der Zukunft spielen die richtigen Baustoffe und auch die passende Haustechnik eine wichtige Rolle. Ziel ist…

Anmeldung Veranstaltung Weltverbrauchertag 2025

Das Internet ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken und erhöht in vielen Lebens- und Arbeitsbereichen die Lebensqualität. Allerdings birgt es auch viele neue Möglichkeiten des digitalen Betrugs. Diskutieren Sie am 14. März 2025 zwischen 14 und 17 Uhr anlässlich des Weltverbrauchertags mit Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft über die Herausforderungen für den Verbraucherschutz in Bayern.
Ein Gesundheitsgerät neben dem Wort Aufruf in einem Ausrufezeichen.

Healy: Vorsicht vor falschen Gesundheitsversprechen

Bei den Verbraucherzentralen haben sich in den letzten Monaten die Beschwerden über das Produkt "Healy" gehäuft, weil selbstständige „Healy“-Vertriebspartner:innen behaupten, das Produkt würde etwa bei Multipler Sklerose, Depressionen, ADHS oder Hauterkrankungen helfen. Diese Heilsversprechen sind nicht haltbar.
Lachender Mann mit Geldscheinen in der Hand

Vergleich mit primaholding-Unternehmen: Letzte Chance für Verbraucher:innen

Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hat mit primastrom, voxenergie und nowenergy einen Vergleich geschlossen. Es ging dabei um überhöhte Preise und unangemessene Vertragslaufzeiten. Noch bis zum 31.12.2024 können Sie sich an die Unternehmen wenden und sich auf den Vergleich berufen.