Nutri-Score – Bietet Orientierung, wird aber zu selten angegeben

Stand:
Als freiwilliges Label soll der Nutri-Score dabei helfen, Lebensmittel mit besserer Nährstoffzusammensetzung zu erkennen. Bei einem Marktcheck im Frühjahr 2022 haben wir allerdings noch immer zu wenige Produkte mit dem Nutri-Score im Handel gefunden.
Ein Mann schaut die Verpackung von Lebensmitteln

Das Wichtigste in Kürze:

  • Von 1451 durch die Verbraucherzentralen bei einem Marktcheck untersuchten Lebensmitteln trugen 40 Prozent den Nutri-Score. Im Vergleich zum Vorjahr erhöhte sich der Anteil um insgesamt sieben Prozentpunkte.
  • Der Nutri-Score zeigt meist zuverlässig Unterschiede in der Nährstoffzusammensetzung von verarbeiteten Lebensmitteln innerhalb einer Produktgruppe an.
  • Wir fordern die europaweit verpflichtende Einführung des Nutri-Score und eine regelmäßige Kontrolle durch die Lebensmittelüberwachung.
On

Unser bundesweiter Marktcheck mit 1451 Lebensmitteln zeigt: Es sind noch zu wenige Produkte mit dem Nutri-Score gekennzeichnet. Dabei kann das freiwillige Label eine verlässliche Hilfe für Verbraucher:innen bei der Auswahl von Produkten mit einer besseren Nährstoffzusammensetzung sein.

Weniger als die Hälfte der Lebensmittel mit Nutri-Score

Wir haben hunderte Lebensmittel aus den Produktgruppen Brote und Brötchen, Pizzas, Milch und Milchgetränke, Pflanzendrinks und Cerealien hinsichtlich einer Kennzeichnung mit dem Nutri-Score überprüft. Verglichen wurden die Ergebnisse mit den Angaben, die wir im Rahmen eines Pre-Checks bei den gleichen Produkten ein Jahr zuvor erhoben hatten.

Verbreitung des Nutri-Score im Vergleich zwischen 2021 und 2022

Die Ergebnisse in Kürze:

  • 579 von 1451 Produkten (40 Prozent) trugen einen Nutri-Score und damit weniger als die Hälfte der untersuchten Lebensmittel.
  • Mit 118 von 169 Produkten (70 Prozent) waren Pizzas am häufigsten mit dem Nutri-Score gekennzeichnet.
  • Am seltensten war der Nutri-Score bei Cerealien und Milchprodukten mit einem Anteil von jeweils 28 Prozent zu finden.
  • Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Anteil der mit einem Nutri-Score gekennzeichneten Produkte von 477 auf 579 und damit um sieben Prozentpunkte.
  • Bei insgesamt 140 von 1451 Lebensmitteln hat sich die Nährstoffzusammensetzung im Laufe des Jahres verbessert.
Die Grafik zeigt den Anteil des Nutri-Score in verschiedenen Produktgruppen

Wir fordern in Sachen Nutri-Score mehr Tempo von der Lebensmittelindustrie. Die farbige Nährwertkennzeichnung kann ihre Aussagekraft innerhalb einer Produktgruppe wesentlich besser entfalten, wenn sie flächendeckend eingesetzt wird. Doch die Einführung geht nur langsam voran. Deshalb sollte der Nutri-Score europaweit zur Pflicht werden. Bislang dürfen Unternehmen selbst entscheiden, ob sie das Label verwenden oder nicht.

Nutri-Score hilft beim Einkauf

Die Ergebnisse der Marktchecks zeigen, dass der Nutri-Score dabei hilft, innerhalb einer Produktgruppe Lebensmittel mit einer besseren Nährstoffzusammensetzung auszuwählen. Je schlechter der Nutri-Score beispielsweise bei Brot, desto höher ist der durchschnittliche Gehalt an Salz in den Produkten. Bei den Pizzas ist der durchschnittliche Gehalt an gesättigten Fettsäuren etwa viermal so hoch, wenn auf der Packung ein D statt einem A steht.

Erfreulich ist, dass Anbieter bei etwa einem Zehntel der untersuchten Produkte die Nährstoffzusammensetzung im Laufe des Jahres verbessert haben.

Die Kennzeichnung weiter voranbringen

Das Grundprinzip der Berechnung des Nutri-Score ist, dass positive und negative Nährstoffe miteinander verrechnet werden. Das kann aktuell dazu führen, dass beispielsweise Cerealien trotz hoher Zuckergehalte einen guten Nutri-Score erhalten.

Für 2023 sind allerdings Verbesserungen in Aussicht gestellt, die den Zuckergehalt strenger bewerten, sodass hohe Zuckermengen nicht mehr so einfach ausgeglichen werden können. Außerdem sollen auch die Gehalte an Salz und Ballaststoffen strenger bewertet werden.

Diese geplanten Veränderungen haben wir gefordert, denn durch sie wird die Nährstoffzusammensetzung durch den Nutri-Score noch besser abgebildet.

Häufigere Kontrollen sind notwendig

Der Nutri-Score wird nur in drei von 14 angefragten Bundesländern regelmäßig durch die Behörden der Lebensmittelüberwachung überprüft. Wir meinen: Das ist viel zu wenig. Auch bei dieser freiwilligen Deklaration sind regelmäßige und bundesweit einheitliche Kontrollen notwendig.

Immerhin 17 Produkte im Marktcheck waren laut Berechnung der Verbraucherzentralen mit einem falschen Nutri-Score gekennzeichnet.

Den vollständigen Bericht zum im Frühjahr 2022 durchgeführten Marktcheck können Sie hier herunterladen. Wir haben außerdem ein Infoblatt sowie den Marktcheck auf Englisch vorbereitet.

Ramona Pop, Vorständin des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv), betont zum Nutri-Score:

"Der Marktcheck der Verbraucherzentralen zeigt, dass der Nutri-Score noch zu selten auf Lebensmitteln angegeben wird. Damit der Nutri-Score seine volle Wirkung entfalten kann, muss er aber auf allen Lebensmitteln zu finden sein. Nur dann können Verbraucher:innen alle Produkte miteinander vergleichen. Die Bundesregierung muss sich daher bei der Europäischen Kommission für den verpflichtenden Nutri-Score in Europa einsetzen."

Ratgeber-Tipps

Ratgeber Photovoltaik
Wer ein Stück weit unabhängig von den Preiskapriolen der Energieversorger werden will, kümmert sich um die Anschaffung…
Handbuch Pflege
Als pflegebedürftig gelten Menschen, die wegen einer Krankheit oder Behinderung für mindestens sechs Monate Hilfe im…
Fernbedienung wird auf Fernseher gerichtet

Klage wegen service-rundfunkbeitrag.de gegen SSS-Software Special Service GmbH

Die SSS-Software Special Service GmbH macht auf service-rundfunkbeitrag.de nicht ausreichend kenntlich, dass sie Geld für eigentlich kostenlosen Service verlangt. Der Verbraucherzentrale Bundesverband klagt vor dem OLG Koblenz auf Unterlassung und hat eine Sammelklage eingereicht.
Grafische Darstellung einer Frau, die ungeduldig auf ihre Armbanduhr schaut. Rechts daneben befindet sich das Logo von Cleverbuy, darunter eine Grafik von einem Smartphone, von der ein roter Pfeil auf einen Stapel Euroscheine führt. Rechts daneben befindet sich ein großes, rotes Ausrufezeichen, in dem "Warnung" steht.

Warnung vor Cleverbuy: Auszahlung lässt auf sich warten

"Clever Technik kaufen und verkaufen" heißt es auf der Website der Ankaufplattform Cleverbuy. Gar nicht clever ist die oft lange Zeit, die verstreicht, bis Nutzer:innen ihr Geld für Smartphone und Co. ausgezahlt bekommen. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) warnt daher vor dem Anbieter.
Besorgt dreinblickender Mann, der auf seine Kreditkarte schaut, während er mit seinem Mobiltelefon spricht.

Der vzbv stellt fest: Banken tun nicht genug gegen Kontobetrug

Opfer von Kontobetrug bleiben in vielen Fällen auf dem Schaden sitzen, denn: Banken werfen ihnen grobe Fahrlässigkeit vor. Aus Sicht des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) müssten Banken jedoch mehr tun, um Verbraucher:innen zu schützen.