App-Test »Vinted«: Nachhaltig Klamotten shoppen

Stand:
Vinted hat dazu beigetragen, den Kauf und Verkauf von Second-Hand-Mode zu erleichtern und attraktiv zu machen. Wer gebrauchte Kleidung kauft, kann nicht nur Geld sparen, sondern schont gleichzeitig auch noch die Umwelt.
Grafik: Vinted App

Vinted ist keine klassische Nachhaltigkeits-App, sondern ein Online-Marktplatz, auf dem hauptsächlich Second-Hand-Kleidung gekauft und verkauft werden kann. Wer das tut, spart nicht nur Geld, sondern tut auch etwas Gutes für die Umwelt, da weniger neu produzierte Mode in Umlauf kommt. Wir erklären, wie die Plattform hinter der App funktioniert, und werfen einen Blick auf den Nachhaltigkeitsaspekt von gebrauchter Mode.

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Name: Vinted - Second-hand verkaufen
Anbieter: Vinted, UAB 
Kategorie: Müllvermeidung | Nachhaltiger Alltag
Zielgruppe: Erwachsene 
Betriebssystem: iOS | Android
Preis: kostenlos 
Links: Apple App Store | Google Play Store 

Warum gebrauchte Kleidung nachhaltig ist

Die Neuproduktion von Kleidung durch die Modeindustrie belastet unsere Umwelt erheblich. Das liegt unter anderem am hohen Wasserverbrauch, der für die Herstellung notwendig ist. Ein paar Zahlen: Für die Herstellung einer Hose werden durchschnittlich 15 Wannen Wasser benötigt, für ein Sommerkleid fünf Wannen und selbst für ein Paar Socken braucht es eine ganze Wanne des kostbaren Guts. Gerade in trockenen Regionen wirkt sich dieser Rohstoffverbrauch besonders problematisch aus. Aber auch Verarbeitungsschritte während des Herstellungsprozesses wie Färben oder Bleichen belasten die Umwelt, weil Schadstoffe in das Trinkwasser oder in natürliche Gewässer gelangen können. Hinzu kommt der häufig lange Weg, den ein neu produziertes Kleidungsstück hinter sich hat, bis es in unseren Läden und Lagern hängt. Insbesondere mit dem Trend der sogenannten „Fast Fashion“ hat die Menge der produzierten und weggeworfenen Kleidungsstücke stark zugenommen. Vor diesem Hintergrund wird die Bedeutung von Second-Hand-Kleidung für einen schonenden Umgang mit der Umwelt deutlich. 

Datenschutz und Verbraucherschutz

Hinter App von Vinted steht der gleichnamige Plattformbetreiber mit Sitz in Litauen. Damit fällt das Angebot unter europäisches Recht. Das betrifft auch Regeln bezüglich des Datenschutzes. Kritik an Vinted gab es diesbezüglich bisher vor allem deswegen, weil der Anbieter Daten von Kunden trotz Aufforderung nicht gelöscht und in anderen Fällen sogenanntes „Shadow Banning“ betrieben haben soll – die unbemerkte Benachteiligung unerwünschter Nutzer:innen. Erst jüngst war Vinted in den Schlagzeilen, weil die litauische Datenschutzbehörde ein Bußgeld in Höhe von fast 2,4 Millionen Euro verhängt hat. 

Auch hinter der App von Vinted stehen wirtschaftliche Interessen. In den Privatsphäre-Einstellungen, die sich beim erstmaligen Starten der App öffnen, spricht Vinted immerhin von über 600 Partnern, die auf Informationen auf dem verwendeten Gerät zugreifen, um personenbezogene Daten zu verarbeiten. Diese gehen dann zum Beispiel an Amazon, Google oder Facebook, um nur die prominentesten Drittanbieter zu nennen, und werden für personalisierte Kauftipps und Anzeigen genutzt. In den Einwilligungspräferenzen können Nutzer:innen der App zu Beginn festlegen, welchen Cookies sie zustimmen wollen und welchen nicht. 

Zugegriffen werden auf das Angebot kann auch ohne ein eigenes Nutzerprofil – viel machen kann man ohne Login allerdings nicht. Lediglich das Stöbern und Suchen ist so möglich. Sobald man aber mit Verkäufer:innen interagieren möchte, Artikel speichern oder kaufen möchte, wird man aufgefordert, einen kostenlosen Account zu erstellen. Als Nutzer:in hat man hier vier Möglichkeiten: Ein Login über Facebook, Google, Apple oder per E-Mail. Wer gern datensparsam unterwegs ist, sollte keine Verknüpfung zu den Diensten untereinander herstellen, sondern auf eine gültige E-Mailadresse setzen. 

Wie die App funktioniert

Gestartet ist das Angebot als C2C-Plattform für den Tausch und Verkauf beziehungsweise Kauf von ursprünglich nur Kleidung. Inzwischen sind allerdings auch Einrichtungsgegenstände, Elektronikartikel, Unterhaltungsmedien und Artikel des Haustierbedarfs hinzugekommen. Wenn man so will, kann man darin den Versuch einer Konkurrenz zum Platzhirsch des Gebrauchtwarenhandels „Kleinanzeigen“ sehen. Für viele ist Vinted aber nach wie vor eher der Ort für Second-Hand-Mode.

Das liegt nicht zuletzt an den sehr feinen Such- und Filtermöglichkeiten für Kleidung nach Art, Größe, Marke oder Beschaffenheit, woran man die Spezialisierung auf Mode gut erkennen kann. Die Grobkategorien Damen-, Herren- und Kindermode fächern sich auf in zahlreiche Unterkategorien bis hin zum gesuchten Kleidungsstück (z.B. Schlaghosen). Dieses kann dann mit Suchbegriffen oder Filtermöglichkeiten noch weiter spezifiziert werden, was die Suche nach passenden Stücken sehr erleichtert. Beachten sollten Nutzer:innen allerdings, dass die Reihenfolge der angezeigten Artikel auch abhängig sein kann von vorher angesehenen Artikeln („Best Matches“) und von sogenannten „Pushes“. Bei einem Push handelt es sich um ein kostenpflichtiges Feature für Verkäufer:innen, damit ausgewählte Artikel für begrenzte Zeit (drei oder sieben Tage) weiter oben im Newsfeed erscheinen und sich so die Verkaufschance erhöht. Der Preis für ein Push ist dabei abhängig vom Verkaufspreis.

Möchte man einen Artikel kaufen, sieht Vinted die Kaufabwicklung über das eigene Kauf- und Bezahlsystem vor. Zu dem vom Verkäufer festgelegten Artikelpreis kommen noch die prozentual vom Kaufpreis berechnete Käuferschutzgebühr und Versandkosten nach Verpackungsgröße hinzu. Vinted war aufgrund zahlreicher Beschwerden deshalb in die Kritik geraten, weil die Zuschlagsgebühr für den Käuferschutz beim Check-Out ohne Vorabinformation für den Käufer oder die Käuferin fest voreingestellt und nicht wählbar war. Mittlerweile hat der Plattformanbieter aber auf Druck der EU-Kommission und des Verbraucherzentrale Bundesverbandes insofern nachgebessert, als dass Verbraucher:innen nun transparenter über den Gesamtpreis der angebotenen Artikel informieren werden sollen. 

Die Käuferschutzgebühr ist wie eine Art Versicherung für den Käufer oder die Käuferin. Sie muss jedes Mal mitbezahlt werden und zahlt sich nur dann aus, wenn es zu einem Problemfall kommt. Hier soll die Plattform ebenfalls nachgebessert haben, damit Betroffene besser informiert werden, wie sie eine Rückerstattung beantragen können, wenn die gekaufte Ware nicht eintrifft oder gefälscht ist. Von der Käuferschutzgebühr haben jedenfalls erst einmal weder Käufer:in noch Verkäufer:in etwas. Vinted behält den Betrag ein und verdient dann daran. 

Ist die Abwicklung erfolgreich, wird das vom externen Zahlungsdienstleister verwaltete Geld an den Verkaufenden ausgezahlt. Aus der Praxiserfahrung mit der App wissen wir allerdings, dass ein Großteil der Transaktionen abseits des Kaufsystems stattfindet und sich viele die Gebühr sparen, indem sie bewusst auf den Käuferschutz verzichten. Vinted wird dann nur als Vermittlungsplattform genutzt und die Beträge werden anderweitig überwiesen, zum Beispiel per PayPal. Dass das nicht im Sinne von Vinted ist, leuchtet ein, da Vinted an diesen Transaktionen außerhalb seines eigenen Zahlungssystems zumindest durch die Käuferschutzgebühr nichts verdient – durch Pushs und zwischengeschaltete Werbung natürlich trotzdem. Gerade bei hochpreisiger Mode ist dann das Konfliktpotenzial umso größer, wenn ein Mangel am Artikel vorliegt oder es sich gar um Betrug handelt. Dann ist das Geld nämlich meist futsch und man hat so gut wie keine Handhabe, dieses zuverlässig zurückzuverlangen.

Das Problem scheint Vinted inzwischen bemerkt zu haben und bietet eine kostenpflichtige Artikelverifizierung an. Als Käufer:in kann man diesen Service beim Check-Out wählen. In einem Prüfzentrum wird der gekaufte Artikel dann vor Auslieferung von einem geschulten Team auf Echtheit geprüft. Gleichzeitig dazu pusht Vinted aktuell vor allem hochpreisige Mode, für die es inzwischen sogar eine eigene Kategorie („Designerartikel“) gibt. Mit diesem Angebot will sich die Plattform vermutlich absetzen und auch den eigenen Bestand sichern. 

Screenshots der vinted-App

Fazit 

Vinted ist keine klassische Nachhaltigkeits-App wie solche, die wir hier bisher getestet haben: Verstecken braucht sie sich trotzdem nicht, was ihren Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit angeht. Es verwundert daher eher schon, dass Vinted selbst gar nicht übermäßig stark mit einem Nachhaltigkeitsprädikat bei den Nutzer:innen wirbt. Das Unternehmen scheint dem Thema Nachhaltigkeit aber hintergründig viel Aufmerksamkeit zu schenken, wie den – ein wenig versteckten – Ausführungen auf der Website des Unternehmens zu entnehmen ist. Vinted verfolgt sogar einen eigenen Klima-Aktionsplan

Bei den Motivationen der Nutzer:innen der Plattform kann man vermutlich nicht durchweg behaupten, dass sie ausschließlich oder hauptsächlich aus einem Nachhaltigkeitsgedanken heraus besteht. Für viele wird vor allem der Preisvorteil von gebrauchter Mode das vordergründige Argument für die Entscheidung zum Kauf gebrauchter Mode sein. Wer dies tut, tut dann sozusagen en passent etwas Gutes für die Umwelt, indem er oder sie noch guten Kleidungsstücken ein zweites Leben gibt, anstatt neu zu kaufen. Das Wachstum der Vinted-Community und der Erfolg der Plattform verdeutlichen, dass das Kaufen von Second-Hand-Kleidung inzwischen in der vollen Breite der Gesellschaft angekommen ist und eine gute Alternative zur Fast-Fashion darstellt.

Handhabung5 Sterne
Spaß2 Sterne
Mehrwert5 Sterne
Motivation3 Sterne
Datensparsamkeit1 Stern
Gesamtwertung4 Sterne

Haben Sie Hinweise, Korrekturen oder sonstiges Feedback zu unserem App-Test? Ich freue mich über Ihre E-Mail an marian.kulig[at]verbraucherzentrale.nrw. Danke für Ihr Interesse! (Marian Kulig)

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