App-Test »Climactivity«: Im Klimaschutz-Zeltlager

Stand:
Mit spielerischen Mitteln möchte "Climactivity" zum Klimawandel informieren, Nachhaltigkeit fördern und dabei auch noch Spaß machen - also genau das, was wir in den von uns getesteten Klimaschutz-Apps am liebsten sehen. Aber kann dieser unwiderstehliche Mix auch technisch überzeugen?
Schriftzug "climactivity. Gemeinsam zum Klimaziel" als App-Logo

Trotz seiner putzigen Grafiken und dem überall auftauchenden App-Maskottchen Kiko ist Climactivity kein Kinderspiel, sondern richtet sich aufgrund der Komplexität der Inhalte an ältere Jugendliche und ein erwachsenes Publikum. Spätestens bei den anspruchsvolleren Challenges ist ein guter Überblick über die eigene Energieversorgung, Mobilitäts- und Konsumgewohnheiten sowie finanzielle Ressourcen unverzichtbar, um mit dem eigenen Handeln wirkungsvoll zum Klimaschutz beizutragen. Dies alles wird verpackt in eine an Gaming-Apps und Browserspiele à la Farmville erinnernde Optik, die möglichen Berührungsängsten mit den teils anspruchsvollen Wissenstexten und Quizzes entgegenwirken soll. Ein Konzept, das - abgesehen von kleinen technischen Schwächen - überzeugen kann.

Off

Name: Climactivity
Anbieter: Klimaschutz For All e.V. (Climactivity.de)
Kategorie: Nachhaltiger Alltag | Umweltratgeber
Zielgruppe: Erwachsene
Betriebssystem: iOS | Android
Preis: kostenlos
Links: Apple App Store | Google Play Store

Kiko sagt, wo es lang geht

Das hinter der App stehende, durch ambitionierte Crowdfunding-Kampagnen und Bundesmittel geförderte Projekt, dessen wissenschaftlicher Background sowie die dazugehörigen Bildungs-Events rund um den Klimaschutz können schon einmal Sympathiepunkte für Climactivity sammeln.  Die für das gemeinnützige Angebot verantwortlichen Kreativköpfe aus Bremen verfolgen offenbar keine finanziellen Interessen, was sich nicht zuletzt durch die Abwesenheit von kostenpflichtigen oder werblichen Inhalten bemerkbar macht. Auch eine Registrierung ist für die Nutzung von Climactivity nicht nötig. Nach einer Erlaubnis zur Zusendung von Pushnachrichten fragt die App nur ein einziges Mal. Ähnlich verbraucherfreundlich gestaltet sich der Einstieg in die Nutzung der Software. App-Maskottchen Kiko erläutert alle Funktionalitäten sehr detailliert. Für im Umgang mit ähnlichen Apps bereits geübte Nutzer:innen sind die in Sprechblasen angezeigten Erläuterungen fast zu umfangreich. Hier hätten wir uns eine Möglichkeit gewünscht, einzelne einführende Inhalte zu überspringen. Verbraucherinnen und Verbraucher, die sich erstmals mit einem Serious Game beschäftigen, werden diese aber zu schätzen wissen.

Im Zeltlager der Funktionsvielfalt

Der digitale Klimaschutz Marke Climactivity beginnt an einem Lagerfeuer, umringt von verschiedenfarbigen Zelten, die Informationen, Challenges und Quizzes zu sechs Themengebieten enthalten. Egal, ob man sich für Mobilität (gelb), Energie (rot), lila (Konsum), Ernährung (grün) oder eines der beiden blauen Zelte mit Inhalten zu privatem und gesellschaftlichem Engagement entscheidet, sie alle bieten reichlich Wissenswertes rund um den Klimaschutz. Climactivity gibt den Weg zum Sammeln von Talern, Sternchen und dem Aufstieg in höhere Level nicht vor, sondern überlässt den Nutzerinnen und Nutzern die Wahl, in welchem Lebensbereich sie sich engagieren möchten. Besonders erfreulich ist aber, dass zwischen mehr oder weniger effektiven Klimaschutzmaßnahmen unterschieden wird und unser pixeliger Begleiter Kiko dazu ermuntert, den eigenen Ehrgeiz an den richtigen Stellen einzusetzen. So sei beispielsweise der sparsame Verbrauch von warmem oder heißem Wasser im Alltag aus wirtschaftlichen wie nachhaltigen Gründen unbedingt empfehlenswert, einen noch größeren ökologischen Mehrwert aber habe der Wechsel zu einem umweltfreundlicheren Energieanbieter. Regionales Einkaufen sei gut - doch dazu noch auf Fleisch und tierische Produkte zu verzichten noch besser. Und berufliche Flugreisen sollten möglichst vermieden werden, aber noch wichtiger (und einfacher!) sei der Verzicht auf Privatflüge. Je wirksamer eine in Climactivity aufgeführte Challenge ist, desto großzügiger wird sie belohnt.

 

Screenshots der Klimaschutz-App "Climactivity"
Mit ein bis vier Sternchen wird die Wichtigkeit von Klimaschutz-Maßnahmen bewertet (Abb.1). Durch bestandene Challenges und gelöste Quizfragen verdient man sich Taler, Setzlinge und Regenwasser (Abb.2&3). Einige Funktionen der App, wie beispielsweise das "Klimaquiz", konnten wir aufgrund technischer Fehler nicht testen (Abb.4). (Quelle: Screenshots)

Mach die Wiese zum Wald!

Auf der digitalen Grünfläche ist zu Beginn der App-Nutzung noch weit und breit kein Baum oder Busch zu sehen. Daran kann man etwas ändern, indem man in einem der sechs genannten Themenbereiche und die eigenen Lebensgewohnheiten erfasst. Sind diese ausreichend nachhaltig, verdient man sich Setzlinge zum Pflanzen sowie das Wasser, um diese wachsen zu lassen. Außerdem kann man sich durch die Aneignung von Wissen Taler verdienen, muss dieses aber durch das Lösen von Quizzes unter Beweis stellen. Für das Wachstum des App-Kontos sorgen außerdem die bereits erwähnten Challenges, die unterschiedlich anspruchsvoll sind: Für das Lesen einer Broschüre zum Klimawandel kassiert man nur ein paar virtuelle Taler, für die energetische Sanierung des Eigenheims hundertfach mehr. Außerdem füllt sich die Wolke über unserem App-Biotop mit zunehmenden Spielerfolgen mit Wasser und lässt Bäume, Büsche und Gräser gedeihen. Mit der Funktionsvielfalt vollwertiger Browser- und Videospiele wie Farmville oder Pocket Harvest kann Climactivity in dieser Disziplin zwar nicht mithalten, von einem gemeinnützigen, kostenlosen Angebot, dessen inhaltlicher Schwerpunkt eher auf Bildungsaspekten denn Spielspaß liegt, ist dies aber auch nicht zu erwarten.

Fazit

Climactivity ist ein informatives und ansprechend gestaltetes Angebot, das vor allem durch die Qualität der Wissensinhalte besticht. Die etwas schwer durchschaubare Spielmechanik und teils ausufernden Texte eignen sich aber nicht für die App-Nutzung zwischen Tür und Angel. Climactivity will das Engagement für den Klimaschutz nicht nur fördern, sondern fordert dies - höflich, aber bestimmt - auch ein. Ehrgeizige Klimaschützer:innen, die Wert auf Datensparsamkeit und -sicherheit legen, sind mit der App gut beraten. Um ein größeres Publikum zu erreichen und zu begeistern, wäre es wünschenswert, wenn die zum Testzeitpunkt seit knapp zwei Jahren nicht mehr aktualisierte App ihre (kleinen) technischen Schwächen in den Griff kriegt. 

Handhabung3 Sterne
Spaß3 Sterne
Mehrwert4 Sterne
Motivation3 Sterne
Datensparsamkeit5 Sterne
Gesamtwertung4 Sterne

Haben Sie Hinweise, Korrekturen oder sonstiges Feedback zu unserem App-Test? Ich freue mich über Ihre E-Mail an lohmeier[at]vz-bln.de. Danke für Ihr Interesse! (Patrick Lohmeier)

ClimApps Check Icon

CliMapps - Spielend einfach Klima schützen!

CliMapps ist Ihr vertrauenswürdiger Begleiter durch die Welt der Klimaschutz-Apps. Wir testen digitale Lösungen für mehr Nachhaltigkeit und umweltbewussten Konsum im Alltag. Und was uns dabei ganz wichtig ist: Es soll Spaß machen!

Förderhinweis BMUV

Anmeldung Veranstaltung Weltverbrauchertag 2025

Das Internet ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken und erhöht in vielen Lebens- und Arbeitsbereichen die Lebensqualität. Allerdings birgt es auch viele neue Möglichkeiten des digitalen Betrugs. Diskutieren Sie am 14. März 2025 zwischen 14 und 17 Uhr anlässlich des Weltverbrauchertags mit Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft über die Herausforderungen für den Verbraucherschutz in Bayern.
Ein Gesundheitsgerät neben dem Wort Aufruf in einem Ausrufezeichen.

Healy: Vorsicht vor falschen Gesundheitsversprechen

Bei den Verbraucherzentralen haben sich in den letzten Monaten die Beschwerden über das Produkt "Healy" gehäuft, weil selbstständige „Healy“-Vertriebspartner:innen behaupten, das Produkt würde etwa bei Multipler Sklerose, Depressionen, ADHS oder Hauterkrankungen helfen. Diese Heilsversprechen sind nicht haltbar.
Lachender Mann mit Geldscheinen in der Hand

Vergleich mit primaholding-Unternehmen: Letzte Chance für Verbraucher:innen

Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hat mit primastrom, voxenergie und nowenergy einen Vergleich geschlossen. Es ging dabei um überhöhte Preise und unangemessene Vertragslaufzeiten. Noch bis zum 31.12.2024 können Sie sich an die Unternehmen wenden und sich auf den Vergleich berufen.