Plastiktüten-Verbot: Das ändert sich für Sie

Stand:
Um die Umwelt zu schützen, sollen Verbraucher:innen weniger Plastiktüten verwenden. Seit dem 1. Januar 2022 sind leichte Plastiktüten und auch Bio-Plastiktüten daher verboten.
Plastiktüten

Das Wichtigste in Kürze:

  • Seit dem 1. Januar 2022 gibt es in Supermärkten keine Plastiktüten mehr im Kassenbereich.
  • Ausnahme: Das Verbot trifft nicht die sehr leichten Plastiktüten, die bei Obst- und Gemüse oder an Frischetheken genutzt werden.
  • Ziel ist, bis 2025 Plastikmüll weiter zu reduzieren.
  • Wir zeigen Ihnen, wie Sie Ihren persönlichen Beitrag dazu leisten können.
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Die Verbraucher:innen in der EU sollen weniger Plastiktüten verbrauchen. Bis 2025 sollen es pro Person nur noch 40 Stück im Jahr sein. Das hatte die Kommission bereits im April 2015 in einer Richtlinie festgelegt.

Die Richtlinie bezieht sich auf alle Einweg-Plastiktüten, die dünner als 0,05 Millimeter sind. Fachleute nennen das "Wandstärke". Das sind die Tüten, die an der Supermarkt-Kasse ausgegeben werden, aber auch die kleinen Beutelchen, die Sie für Obst und Gemüse nehmen. Nicht betroffen sind die dickeren und größeren Plastiktüten, die Sie mehrfach verwenden.

Die verbrauchten Mengen sind in Deutschland seit 2016 bereits zurückgegangen. Das lag an der Selbstverpflichtung vieler Händler, zumindest die Tüten im Kassenbereich nur noch kostenpflichtig abzugeben. Mit dem Verbot will der Gesetzgeber diese Entwicklung fortsetzen.

Jedoch haben einige Händler eine Hintertür gefunden, das Plastiktüten-Verbot zu umgehen. Sie bieten Einweg-Plastiktüten an, deren Wandstärke knapp über den 0,049 Millimeter-Grenzwert liegt. Beispielsweise wurden auf Anfrage des NDR von verschiedenen Supermärkten Tüten mit einer Wandstärke von 0,053 Millimeter oder 0,055 Millimeter angegeben. Darüber hinaus werden deren Tüten als Mehrweg-Plastiktüten mit Mehrweg-Slogans beworben, obwohl der Unterschied zu gering ist, um die Reißfestigkeit der Tüten stark zu beeinflussen.

Welche Tüten werden verboten?

Seit dem 1. Januar 2022 dürfen Händler keine Kunststofftragetaschen mehr ausgeben, die dünner als 0,05 Millimeter sind. Für sehr dünne Tüten mit weniger als 0,015 Millimeter Wandstärke gilt das Verbot nur, wenn sie im Kassenbereich ausgegeben werden. Weiterhin erlaubt sind sie, wenn Sie sie als Erstverpackung für Lebensmittel wie Obst und Gemüse nutzen. Oder wenn sie aus Hygienegründen erforderlich sind. Verboten werden auch sogenannte "Bio"-Plastiktüten, denn auch Tragetaschen aus biologisch abbaubaren Kunststoffen sind nicht umweltfreundlich. Sie werden nicht recycelt und bauen sich in der Natur kaum ab. Außerdem kann die Bezeichnung dazu verleiten, sie nicht sachgerecht zu entsorgen.

Ein Verstoß gegen das Verbot soll als Ordnungswidrigkeit mit Bußgeldern geahndet werden können. Bieten Händler weiterhin Einweg-Plastiktüten mit einer Wandstärke unter 0,05 Millimeter an, müssen sie mit Strafen von bis zu 100.000 Euro rechnen.

Welche Tüten sind noch erlaubt?

Bestimmte sehr leichte Plastiktüten mit weniger als 0,015 Millimeter Wandstärke sind aus hygienischen Gründen weiterhin erlaubt, wenn es um offene und leicht verderbliche Lebensmittel geht wie Fleisch- oder Wurstwaren. Bislang gibt es noch zu wenige gute Alternativen. Bei einem Verbot könnten mehr vorverpackte Waren auf den Markt kommen, wodurch der Verpackungsmüll zunimmt.

Auch für loses Obst und Gemüse sind die Tüten noch erlaubt. Gerade in diesem Bereich werden immer mehr Waren vorverpackt, wie eine Studie des Naturschutzbundes (NABU ) zeigt. Nutzen Sie etwa diese Tüten statt aufwändigen Kunststoffschachteln, können Sie Verpackungsmaterial vermeiden.

Doch beachten Sie: Auch wenn die leichten Beutel sehr dünn sind, so machen sie mit jährlich 3 Milliarden Stück mengenmäßig den größten Anteil an den Plastiktüten aus. Noch besser sind aus Sicht der Verbraucherzentralen Mehrwegbeutel, die Sie immer wieder benutzen können. Nicht verboten werden außerdem sehr dicke und große Kunststofftragetaschen, die dicker als 0,05 Millimeter sind. Diese Tüten fallen nicht unter die EU-Richtlinie und sind auch nicht von den Änderungen im Verpackungsgesetz zum Verbot von Plastiktüten betroffen.

Wie viele Plastiktüten verbrauchen wir in Deutschland?

Das Umweltbundesamt hat dazu Ende 2023 Daten von 2021 vorgelegt. Der Gesamtverbrauch aller Tüten in Deutschland ist nochmals zurückgegangen und lag 2021 bei rund 3,3 Milliarden Stück. 2020 waren es 3,8 Milliarden Stück. Das sind 40 Tüten pro Kopf. Unter das Verbot fallen rund 0,9 Milliarden Tüten.

Die dickwandigeren Tüten und die sehr dünnen Tüten im Selbstbedienungsbereich fallen nicht darunter. Das Umweltbundesamt hat schon 2020 festgestellt, dass die verbotenen Plastiktüten durch Papiertüten ersetzt wurden. 

Die fett markierten Tüten fallen unter das Verbot:

TütenGesamtverbrauch in Deutschland (2021)Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland (2021)
Sehr dünne Tüten (< 0,015 mm) im Selbstbedienungsbereich2,25 Milliarden28,1 Tüten
Sehr dünne Tüten (< 0,015 mm) im Kassenbereich492 Millionen6,2 Tüten
Dünne Tüten (0,015 bis < 0,05 mm) im Kassenbereich453 Millionen5,7 Tüten
Dicke Tüten (> 0,05 mm)133 Millionen1,7 Tüten
Insgesamt3,33 Milliarden Tüten42 Tüten

Das bedeutet: Für die Tüten, die mengenmäßig am meisten verbraucht werden, also die sehr dünnen Tüten im Selbstbedienungsbereich, gibt es derzeit keine Reglementierung. Auch keine Maßnahmen, diese durch Mehrweg zu ersetzen.

Warum werden sie verboten, obwohl es die Tüten doch nur noch gegen Geld gab?

Durch die EU-Richtlinie will der Gesetzgeber die Zahl von leichten Kunststofftragetaschen, die im Einzelhandel im Kassenbereich ausgegeben werden, weiter reduzieren. Bereits seit 2016 geht die Zahl durch eine Vereinbarung des Bundesumweltministeriums mit dem Handelsverband zurück. Diese positive Entwicklung soll durch das gesetzliche Verbot fortgesetzt werden, damit Deutschland die EU-Vorgaben bis 2025 erreicht.

Einweg-Plastiktüten sind ein klassisches Wegwerf-Produkt. Die Nutzungszeit beträgt in der Regel 20 Minuten. Leichte Kunststofftragetaschen werden seltener wiederverwendet als Kunststofftragetaschen aus stärkerem Material. Sie werden zudem oft unachtsam weggeworfen. Landen sie in der Umwelt und nicht in der gelben Tonne oder Wertstofftonne, verbleiben sie dort viele Jahrzehnte. Das Verbot soll dazu führen, dass Ressourcen besser genutzt werden und Abfall vermieden wird.

Sind Papiertüten eine gute Alternative zu Plastiktüten?

Papiertüten sind nicht generell besser als Plastiktüten. Auch Papiertüten verwenden Sie in der Regel nicht mehrfach. Sind sie aus frischen Fasern hergestellt, werden wertvolle Holzrohstoffe für ein Einwegprodukt genutzt. Der Vorteil gegenüber Plastik: Landet eine Papiertüte jedoch als wilder Müll in der Landschaft, zersetzt sich diese Tüte.

Mehrweg-Taschen aus Plastik und Polyester sind gute Alternativen. Je häufiger Sie sie benutzen, desto umweltfreundlicher sind sie. So ist eine Mehrweg-Tragetasche aus dem Kunststoff Propylen bereits nach drei Nutzungen umweltfreundlicher als eine Einweg-Plastiktüte aus Polyethylen. Besonders umweltfreundlich sind Mehrweg-Tragetaschen aus Polyester. Sie sind sehr leicht und halten besonders lange. Auch selbst mitgebrachte Taschen, Körbe, Rucksäcke oder Ähnliches sind gute Alternativen.

Warum schaden gerade Plastikteile und Plastiktüten unserer Umwelt?

Kunststoffe sind chemisch sehr stabil. Produkte aus Plastik zerfallen nur in immer kleinere Teilchen, bis sie zu Mikropartikeln (Mikroplastik) werden. Vollständig abgebaut werden diese Teilchen allerdings nicht. Gelangt Plastik als wilder Müll in die Umwelt oder in Gewässer, dann dauert der Zerfall in Mikroplastik viele Jahrzehnte. Bei einer Plastikflasche im Meer geht das Umweltbundesamt von bis zu 450 Jahren aus. Welche Folgen dies für Natur und Menschen haben kann, ist schwer abschätzbar. Es besteht aber der Verdacht, dass die Partikel über die Nahrungskette zum Menschen zurückkehren.

Auswirkungen des Plastikmülls in der Natur auf Meerestiere und -vögel sind jetzt schon sichtbar. In den Mägen vieler Seevögel kann man massenhaft Kunststoffstückchen finden, die sie für Nahrung gehalten haben. Die Tiere verhungern mit vollem Magen. Auch in kleinsten Krebsen hat man Kunststoffpartikel entdeckt.

Plastikmüll im Meer
Infografik: Verbraucherzentrale
Die angegebenen Zahlen sind grobe Richtwerte.

Wie können wir in Deutschland dazu beitragen, dass weniger Plastik im Meer landet?

Deutschland hat nur einen geringen Anteil an der Plastikverschmutzung der Meere. Unsere gut funktionierende Abfallwirtschaft sorgt dafür, dass der meiste Müll nicht in die Umwelt gelangt. Problematisch sind achtlos weggeworfene Plastikprodukte, die auf verschiedenen Wegen ins Meer gelangen. Insbesondere die dünnen Kunststoff-Tüten werden durch den Wind in die Landschaft, aber auch in Flüsse geweht und gelangen so ins Meer.

Auch Müll trägt zur Verschmutzung bei. So wurden von 2008 bis 2012 in den Spülsäumen der Nordsee durchschnittlich 1,5 Einweg-Tragetaschen aus Kunststoff und drei sehr dünne Kunststoffbeutel pro hundert Meter Küstenlinie gefunden. Große und kleine Plastiktüten gehören nach Angaben des Naturschutzbundes zu den 10 häufigsten Müllfundstücken in der Ost- bzw. Nordsee.

Und was kann ich als Verbraucher:in tun?

  • Kaufen Sie unverpackte Lebensmittel ein.
  • Haben Sie immer den eigenen Korb, die Tasche oder den Beutel dabei.
  • Für Obst und Gemüse gibt es kleine leichte Stoffbeutel. Die meisten Supermärkte akzeptieren sie anstelle der dünnen Plastiktüten.
  • Verzichten Sie auf Einweg-Kunststofflaschen. Nutzen Sie Mehrwegflaschen.
  • Trinkwasser aus dem Hahn spart nicht nur Kunststoffmüll, sondern auch Geld. Es ist etwa 100-Mal günstiger als Mineralwasser aus der Flasche.
  • Lassen Sie Ihren Coffee-to-go nur im eigenen Mehrweg-Becher abfüllen.
Drei dichte Stapel gepresster Einweg-Plastikflaschen

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