In Deutschland verursachen jede Bürgerin und jeder Bürger etwa 39 kg Plastikmüll. Das große Problem ist, dass Plastik nicht von Mikroorganismen zersetzt werden kann. Gelangt es in die Umwelt, benötigt zum Beispiel eine Plastiktüte bis zu 20 Jahre, ein Kunststoffbecher bis zu 50 Jahre und eine Plastikflasche 450 Jahre und mehr bis sie zu kleinen Plastikpartikel zerfallen. Dieses Mikroplastik belastet unsere Umwelt und kann letztendlich in unseren Nahrungskreislauf gelangen.
Das Wichtigste in Kürze:
- Mit unseren 20 Tipps können Sie Plastik beim Einkaufen, im Haushalt und unterwegs reduzieren.
Beim Einkauf
- 1. Einkaufstaschen mitnehmen
- Vorausschauend Einkaufen, also Rucksack, Korb oder Tragetaschen zum Einkaufen mitnehmen. Für spontane Käuferinnen und Käufer sind leichte Taschen aus Polyester optimal, denn sie lassen sich klein verpacken und können somit immer im Rucksack, der Handtasche, im Auto oder in der Fahrrad-Satteltasche mitgenommen werden. Auch weisen sie durch die lange Haltbarkeit und Reißfestigkeit insgesamt eine gute Ökobilanz auf.
- Wer an der Kasse steht und keine Tüten mitgenommen hat, sollte lieber – wenn vorhanden – haltbare Tragetaschen kaufen und diese so lange wie möglich wiederverwenden.
- Papier-Tragetüten sind nicht umweltfreundlicher als Plastiktüten. Die Herstellung benötigt fast doppelt so viel Energie. Hinzu kommt die deutlich höhere Belastung von Luft und Wasser durch Stickoxide, Schwefeldioxide und andere Chemikalien, mit denen die Zellstofffasern verstärkt werden müssen. Ein weiteres Problem ist die Wiederverwendbarkeit. Papier ist wenig reißfest und nicht wasserabweisend, hat also meist nur ein Leben.
- 2. Bei Obst und Gemüse auf "Hemdchentüten" verzichten
- Die dünnen Plastikbeutel, die es meist kostenlos etwa in Obst- und Gemüseabteilungen gibt, werden oft verschwenderisch genutzt. So summieren sich die „Hemdchentüten“ auf über 3 Milliarden Stück pro Jahr in Deutschland.
- Als umweltbewusste Alternative sollte man besser auf kleine Stoffbeutel mit Zugband oder Mehrweg-Frischenetze setzen, die wiederverwendbar sind. Die Zugbeutel sollten jedoch regelmäßig gewaschen werden, damit sie hygienisch bleiben.
- Viele Obst- und Gemüsesorten können auch problemlos unverpackt in der Tasche transportiert werden.
- 3. Fleisch, Wurst und Käse an der Theke kaufen
- Käse, Wurst und Fleisch an der Theke holen, denn dort wird meist weniger aufwändig verpackt.
- Wegen strenger Hygienevorschriften herrscht häufig Unsicherheit, ob man seine eigene Verpackung mitbringen darf. Ein eindeutiges Verbot gibt es nicht. Oft verwehren Supermärkte dies eher aus Unsicherheit und Angst vor den lokalen Gesundheits- und Veterinärämtern. Der Bereich hinter der Theke ist für fremde Materialien jedoch tabu, denn Mitarbeiter dürfen die Behälter nicht anfassen, weil sie verunreinigt sein könnten. Dennoch gibt es Wege, wie Verbraucher trotzdem Brot, Käse oder Fleisch in mitgebrachte Verpackungen füllen lassen können. Eine praktizierte Variante ist, mitgebrachte Behälter oder Vorratsboxen auf die Theke oder ein speziell dafür gereichtes Tablett zu stellen, und das Verkaufspersonal legt die Produkte dort hinein. Die Ware darf aber auch über die Theke mit einer Zange oder Papier direkt an die Kunden gereicht werden
- 4. Brot und Brötchen im mitgebrachten Beutel kaufen
Verwenden Sie mitgebrachte Stoffbeutel oder Leinensäckchen, wenn Sie Brot und Brötchen beim Bäcker oder in den Backabteilungen kaufen.
- Hinterfragen Sie den Kauf von Brötchen zum Aufbacken in der Plastikverpackung oder von abgepacktem Brot in der Plastiktüte.
- 5. Mehrwegflaschen bevorzugen
- Mehrwegflaschen sind grundsätzlich besser für die Umwelt als Einwegflaschen. Glasflaschen können laut dem Umweltbundesamt bis zu 50 Mal neu befüllt werden, PET-Mehrwegflaschen bis zu 20 Mal. Die Umweltfreundlichkeit der Mehrwegflaschen steigt, je häufiger sie wiederverwendet werden, je kürzer die Transportwege und effizienter die Reinigungsprozesse sind. Der ökologische Vorteil von Mehrwegflaschen wird kleiner, wenn diese weit transportiert werden müssen. Laut dem NABU (Naturschutzbund Deutschland e.V.) besteht die kritische Grenze hier je nach Flaschenart und Logistik zwischen 750 und 1.500 Kilometern.
Achten Sie auch beim Getränkekauf auf Regionalität.
- Mehrwegflaschen können Sie an folgenden Logos erkennen:
und/ oder an den Aufschriften: Leihflasche, Pfandflasche, Mehrweg, Mehrweg-Flasche. Mehrweg-Flaschen gibt es aus Glas und dem Kunststoff PET (Polyethylenterephthalat).
- Einwegflaschen oder -dosen, für die Pfand erhoben wird, kann man an Folgendem erkennen:
Einwegpfand 0,25 Euro, Pfandflasche, PET-CYCLE oder das Zeichen der Deutschen Pfandsystem GmbH (DPG).
Deutschen Pfandsystem GmbH (DPG)
Das Verpackungsgesetz schreibt vor, dass der Handel im Geschäft mit deutlich sicht- und lesbaren Informationsschildern darauf hinweisen muss, ob es sich um EINWEG- oder MEHRWEG-Getränkeverpackungen handelt.
- 6. Nachfüllpackungen kaufen
Der Kauf von Nachfüllpackungen schont nicht nur den Geldbeutel, sondern spart auch Verpackungsmaterial wie beispielsweise bei Suppenwürze, (Kräuter-)salz, Gewürzen oder Reinigungsmitteln.
- 7. Einkaufen in "Unverpackt"-Läden
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„Unverpackt-Läden“ bieten lose Ware wie Getreide und Müsli, Kaffee und Tee, Hülsenfrüchte, Öle und Gewürze, Putz- und Waschmittel an.
Der verpackungsfreie Einkauf bedeutet allerdings einen Mehraufwand für den Kunden: Er muss Gefäße von zu Hause mitbringen und die einzelnen Produkte selbst abfüllen. Auch der Wiege- und Zahlvorgang an der Kasse benötigt Zeit.
Online können Sie nachschauen, wo es solche Läden in der Nähe gibt.
- 8. Weniger Fertigprodukte kaufen
Fertigprodukte sind zwar vermeintlich schnell und bequem zubereitet – aber häufig aufwändig in viel Plastik oder Verbundpackungen versiegelt. Ihrer Gesundheit und der Umwelt zuliebe sollten Sie frische Lebensmittel kaufen und öfter mal selbst kochen. Tipps und Anregungen finden Sie zum Beispiel auf folgender Seite:
- 9. Überverpackte Produkte meiden
Überverpackte Lebensmittel sind beispielsweise aufwendige Geschenkverpackungen oder auch „Mehr Schein als Sein“-Verpackungen, die ein ungünstiges Gewichtsverhältnis zwischen Verpackung und Inhalt aufweisen. Die Verbraucherzentrale Hamburg hat hierzu Beispiele gesichtet.
- Achten Sie beim Kauf darauf, ob es ein gleichartiges Produkt weniger aufwändig verpackt gibt.
- Schreiben Sie die Hersteller von Produkten mit aufwändiger Verpackung an. Je mehr Kundenbeschwerden, desto eher wird der Hersteller etwas ändern.
- Verzichten Sie auf Produkte in Doppelt- oder Dreifachverpackung wie Zahnpastatuben im Karton, kleine Süßwarentüten im Plastikbeutel usw..
- Kaffeekapseln sind eine sehr müllintensive und teure Art der Kaffeezubereitung.
- 10. Bioplastiktüten sind keine Alternative
Als moderne Alternative zu Kunststoffen aus Erdölprodukten wird immer häufiger sogenanntes Bioplastik wie Polylactide (PLA) angeboten. Es basiert auf pflanzlichen Rohstoffen - etwa Zuckerrohr aus Südamerika oder Mais. Die Bewerbung mit dem Begriff „nachwachsender Rohstoff“ suggeriert den
Eindruck von unbegrenzt vorhandenen Ressourcen. Die Erzeugung pflanzlicher Rohstoffe verbraucht jedoch Bodenfläche, der Anbau in Monokulturen erfordert reichlich Dünger und Pestizide. Die nachwachsenden Rohstoffe treten aber in Konkurrenz zur Nahrungs- und Futtermittelherstellung. Zudem ist eine beträchtliche Menge an Energie und Zusatzstoffen notwendig, um daraus Bioplastik herzustellen. Ehrlicher wäre es, hier von einem „Agrokunststoff“ zu sprechen. Bioplastiktüten sind in der Praxis faktisch nicht kompostierbar und werden nicht recycelt. Eine schnelle Kompostierbarkeit wird zwar oft beworben, doch geschieht die Zersetzung nur bei hohen Temperaturen, die erst in professionellen Anlagen erreicht werden. Im heimischen Kompost, der kommunalen Anlage oder in der freien Natur verläuft der Abbau sehr langsam. In der Praxis gelangen Bioplastik-Beutel heute nach nur einmaligem Gebrauch üblicherweise in die Verbrennung. Aus dem Biomüll müssen sie dagegen mühsam händisch wieder herausgefischt werden. Mit der Bereitstellung von Bioplastiktüten wird somit wieder nur die Wegwerfkultur gefördert. Abfallvermeidung und Umweltschutz beginnen aber mit der Vermeidung von Verpackungen.
- 11. Leitungswasser trinken, auf Plastikflaschen verzichten
Leitungswasser besitzt in Deutschland fast überall eine hohe Qualität und wird strenger kontrolliert als Mineralwasser. Das Trinkwasser aus der Leitung spart nicht nur Geld und Verpackungsmüll, sondern schont auch den Rücken, da das Schleppen der Flaschen wegfällt. Ein Wassersprudler (bevorzugt mit Glasflaschen) ist zudem ein gutes Zubehör für diejenigen, die auf die Kohlensäure nicht verzichten wollen. Bei regelmäßiger Reinigung von Flaschen und Dichtung braucht man auch keine Bedenken vor hygienischen Problemen zu haben.
Der Umstieg auf Leitungswasser muss nicht auf Kosten des Geschmacks gehen: Ein wenig Zitrone verleiht dem Wasser ein erfrischendes Aroma.
- 12. Schneidebretter aus Holz
Holzschneidebretter sind umweltfreundlicher und meist langlebiger als ihr Pendant aus Kunststoff. Zudem enthalten sie Gerbsäuren (Tannine), die eine antibakterielle Wirkung haben.
- 13. Küchenhelfer ohne Plastik
Die meisten Küchenhelfer wie Rührlöffel, Salatbesteck oder Schneebesen gibt es auch in einer Variante aus Holz oder Edelstahl, in der Regel sind sie auch langlebiger als Küchenhelfer aus Kunststoff.
- 14. Backpapier vermeiden
Herkömmliches Backpapier ist meist mit einer dünnen Schicht Silikon oder PTFE (Markenname Teflon) überzogen. Es kann oft ohne Probleme wiederholt verwendet werden. Umweltfreundlichste Alternative: Bleche und Formen vor dem Backen einfetten und so ganz auf das Einwegprodukt verzichten.
- 15. Beim Abdecken von vor- und zubereiteten Speisen auf Einwegfolie verzichten
Alufolie und Frischhaltefolie gehören in der Küche zu den besonders kurzlebigen Produkten. Sie lassen sich leicht einsparen, wenn man einen Deckel oder Teller zum Abdecken verwendet. Auch wiederverwendbare Bienenwachstücher sind ein etwas langlebigerer, aber nicht ganz unproblematischer Ersatz.
Unterwegs
- 16. Verzicht auf Einmalgeschirr
Geschirr, Besteck und Strohhalme, die aus fossilen Rostoffen wie Erdöl hergestellt werden, sind seit dem 03. Juli 2021 EU-weit nicht mehr erlaubt. Ebenso wurde Einmalbesteck aus biobasierten oder biologisch abbaubaren Kunststoffen und Wegwerf-Essensbehälter aus expandiertem Polystyrol (Styropor) verboten. Erlaubt sind aber leider weiterhin Verpackungen, Becher und alle anderen Geschirrteile aus PLA , einem biobasierten Kunststoff, sowie Einmalgeschirr und -behälter aus Pappe und Holzbesteck. Die Umweltbelastung mag hier etwas geringer sein, jedoch bedeutet die Verwendung eine unnötige Ressourcenverschwendung. Geschirr aus Palmblättern ist auch keine gute Alternative. Ökotest (Ausgabe 06/2018) fand Pestizide, Keime und Schimmelpilze und in einem Produkt auch Rückstände des bei uns verbotenen Insektizids DDT.
Benutzen Sie Mehrweggeschirr zum Beispiel aus Edelstahl oder Emaille.
- 17. Eis in der Waffel bestellen statt im plastikbeschichteten Becher
Auch bei Eisbechern wird an umweltfreundlicheren Alternativen gebastelt, doch sie haben alle mit den gleichen Problemen zu kämpfen wie das Einweggeschirr. Ökologisch unschlagbar ist deshalb die verzehrbare Eiswaffel.
- 18. Essen und Trinken to-go
- Viele Imbisse füllen Essen-to-go gern in eine mitgebrachte Lunchbox oder Isolierbehälter ab, in dem sich auch Soßen und Suppen sicher transportieren lassen. Zunehmend werden für Essen und Getränke zum Mitnehmen vor Ort wiederverwendbare stabile Behälter zum Kaufen angeboten
- Bringen sie für Coffee-to-go den eigenen Mehrwegbecher mit. Immer mehr Cafés geben auf mitgebrachte Becher sogar einen kleinen Rabatt.
- Auch Kleinigkeiten bedeuten Reduktion: Beim Kaffee-Becher oder Getränk im Fast-Food-Restaurant kann man auf den Plastikdeckel verzichten und am Serviettenspender muss man sich nicht unmäßig bedienen.
- Eine wiederverwendbare Trinkflasche macht den spontanen Kauf von Getränken in Plastikflaschen überflüssig. An immer mehr Orten im öffentlichen Raum oder manchen Geschäften kann man seine Flasche zudem kostenfrei mit Leitungswasser auffüllen.
- 19. Doggy-Bag mitnehmen
Kann man seine Portion im Restaurant nicht aufessen, ist ein Doggy-Bag (Restebox) eine gute Möglichkeit, sein übrig gebliebenes Essen mit nach Hause zu nehmen. Laut dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft tun dies mittlerweile 52 Prozent der Restaurantgäste in Deutschland. Eine gesetzliche Verpflichtung, Gästen ihre Essensreste einzupacken, gibt es zwar nicht. Üblicherweise kommt die Bedienung diesem Wunsch gerne nach. Häufig ist dann das vom Lokal bereitgestellte Einweggeschirr sehr müllintensiv.
- 20. Lunchboxen für unterwegs
Belegte Brötchen lassen sich sicher in einer wiederverwendbaren Brotdose aus Edelstahl oder Kunststoff anstelle von Einweg-Plastik- oder Papierbeuteln transportieren. Salat im Glas, individuell schon am Vorabend zubereitet, statt fertig gekauftem Salat im Plastikbehälter spart weiteren Kunststoffmüll.