Marktcheck gefriergetrocknete Erdbeeren – Alternative zur Frischware?

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Gefriergetrocknete Erdbeeren schmecken pur als Chips oder als Zutat im Müsli. Die Werbung preist sie als gesund an. Doch wie ist ihr Nährstoff- und Zuckergehalt zu bewerten? Gibt es Produkte aus regionalem Anbau? Diese Fragen standen im Fokus des Marktchecks der Verbraucherzentrale Bayern.
Gefriergetrocknete Erdeeren verschiedener Anbieter

Das Wichtigste in Kürze:

  • Gefriergetrocknete Erdbeeren enthalten im Vergleich zur Frischware bei gleichem Gewicht das Zehnfache an Kalorien und Zucker.
  • Bei einem Preis von bis zu 220 Euro pro Kilogramm ist das Trendprodukt ein teurer Luxus.
  • Die Herkunft der Erdbeeren bleibt meist unklar.
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Gefriergetrocknete Früchte erobern zunehmend die Regale von Drogerien, Supermärkten, Discountern und Bioläden. Ihr intensives Aroma, die leuchtenden Farben und die luftig-leichte Verpackung laden zum Kauf ein. Sie sind praktisch für zu Hause oder unterwegs, auch weil sie anders als frische Beeren lange ohne Kühlung haltbar sind. Doch macht es Sinn, die gefriergetrocknete Variante zu kaufen, insbesondere wenn heimische Erdbeeren Saison haben?

Beeren sind gesund
„Zwei Portionen (250 Gramm) Obst gehören täglich auf den Speiseplan“, so lautet die Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Beerenobst ist besonders nährstoffreich und liefert wenig Kalorien. Die Lieblingsbeeren der Deutschen sind Erdbeeren. Sie punkten vor allem mit ihrem Gehalt an Vitamin C, Vitamin B1 und Folsäure sowie mit den Mineralstoffen Zink, Kupfer und Mangan. Bereits 150 Gramm frische Erdbeeren decken den Tagesbedarf an Vitamin C. 

Marktcheck von 18 gefriergetrockneten Erdbeerprodukten
Für den Marktcheck hat die Verbraucherzentrale Bayern zehn Produkte im stationären Handel und acht Produkte im Internet eingekauft und deren Kennzeichnung und Nährwerte überprüft. Die Hälfte der Erdbeerchips stammten aus Bio-Anbau. 

Aufwändig hergestellt und teuer
Damit aus den frischen Beeren super leichte und lang haltbare Früchte werden, kommt als Konservierungsverfahren die als besonders schonend geltende Gefriertrocknung zum Einsatz. Sauerstoff- und hitzeempfindliche Aromastoffe, Vitamine sowie die natürliche Farbe der Beeren bleiben dabei nahezu erhalten. Die Gefriertrocknung benötigt jedoch viel Energie, welche das Trendprodukt ziemlich teuer macht. Auch die Tatsache, dass für die Herstellung etwa die zehnfache Menge an Frischware nötig ist, trägt zum hohen Preis bei. Im Marktcheck kostete ein Kilogramm gefriergetrocknete Erdbeeren zwischen 94 und 220 Euro.

Wie funktioniert das Verfahren der Gefriertrocknung?
Die Gefriertrocknung ist ein Konservierungsverfahren, bei dem Lebensmitteln auf schonende Weise Wasser entzogen wird. Dadurch bleiben sowohl Struktur als auch Inhaltsstoffe fast vollständig erhalten. Obst und Gemüse werden gleich nach der Ernte tiefgefroren und in einer Vakuumkammer getrocknet, wobei das enthaltene Wasser vom festen direkt in den gasförmigen Zustand übergeht. Dieser energieaufwändige Trocknungsprozess dauert mehrere Stunden.

Viele Kalorien und Zucker
Frische Erdbeeren enthalten pro 100 Gramm rund 32 Kilokalorien und rund fünf Gramm Zucker. Da die Gefriertrocknung den Früchten Wasser entzieht, ist der Zucker- und Energiegehalt der gefriergetrockneten Erdbeeren um das Zehnfache höher. In 100 Gramm Erdbeerchips stecken 314 Kilokalorien und 50 Gramm Zucker. Eine typische Packung gefriergetrockneter Erdbeeren im stationären Handel enthält 20 bis 35 Gramm Früchte, die schnell gegessen sind.

Wie viel Zucker ist in Ordnung?
Je weniger Zucker wir essen, desto besser. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, am Tag maximal zehn Prozent der gesamten Energiezufuhr in Form von frei verfügbarem Zucker zu sich zu nehmen. Noch besser seien sogar nur fünf Prozent. Als Zucker zählt dabei sowohl in Speisen und Getränken zugesetzter Zucker als auch natürlicherweise vorkommender Zucker in Honig, Zuckersirup oder Fruchtkonzentraten. Ist der Zucker hingegen natürlicherweise bereits in frischem Obst und Gemüse enthalten, spielt er bei dieser Rechnung keine Rolle. Für eine Person mit einem durchschnittlichen Energiebedarf von 2.000 Kilokalorien wären das 50 Gramm Zucker (besser 25 Gramm) pro Tag, für ein Kind mit einem Energiebedarf von 1.200 Kilokalorien nur 30 Gramm Zucker (besser 15 Gramm).
 

Vorsicht bei Werbung „ohne Zuckerzusatz“
Auf sieben der 18 untersuchten Verpackungen befand sich die Angabe „ohne Zuckerzusatz“. Bei Lebensmitteln mit dieser Aufschrift darf laut EU-Verordnung kein Zucker zugesetzt werden. Die Angabe sagt aber nichts über den natürlichen Zuckergehalt aus. Eine Studie des Verbraucherzentrale Bundesverbands zeigte, dass mit dem Hinweis „ohne Zuckerzusatz“ beworbene Produkte gesünder eingeschätzt werden und sich die Kaufbereitschaft von Verbraucherinnen und Verbrauchern erhöht. Damit diese den Zuckergehalt richtig einschätzen können, empfiehlt die EU-Verordnung den zusätzlichen Hinweis „enthält von Natur aus Zucker“. Fünf der sieben Marktcheck-Produkte waren mit dieser freiwilligen Angabe versehen. Die Hinweise waren nach Auffassung der Verbraucherzentrale Bayern jedoch zum Teil schwer auffindbar.

Regionalität Fehlanzeige
Für frisches Obst und Gemüse ist in der Regel die Angabe des Ursprungslandes europaweit vorgeschrieben. Verarbeitetes Obst und Gemüse fällt jedoch nicht unter die Kennzeichnungspflicht. Nur vier Anbieter gaben das Herkunftsland der Erdbeeren auf der Verpackung freiwillig an: Die verwendeten Früchte kamen hier aus Polen oder der Türkei. Obwohl Erdbeeren auch in Deutschland angebaut werden, enthielt kein Produkt umweltfreundlichere, heimische Früchte mit kürzeren Transportwegen. 

 

Weiterführende Informationen:

Produktübersicht zum Download

 

Quellen:

https://verbraucherfenster.hessen.de/ernaehrung/essen-trinken/gefriergetrocknete-fruechte-natuerlich-und-schmackhaft; Zugriff am 26.07.2023

https://www.lebensmittelklarheit.de/sites/default/files/verbraucherstudie_suesse-claims_ergebnisbericht_20210401.pdf; Zugriff am 26.07.2023

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