Kinderkekse im Check: Zu wenig Vollkorn, zu viel Weißmehl
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Eine ausgewogene Ernährung ist wichtig für Kinder. Vollkornprodukte liefern wertvolle Nährstoffe. Die Verbraucherzentrale Bayern zeigt: Viele Kinderkekse enthalten nährstoffarmes Weißmehl. Vollkornmehl kann den Nährwert deutlich steigen - in manchen Fällen sogar auf das Dreifache.
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Das Wichtigste in Kürze:
Viele an Kinder gerichtete Kekse enthalten kaum oder kein Vollkorn. Sie bestehen hauptsächlich aus Weißmehl.
Vollkorn ist besonders nähr- und ballaststoffreich. Ein Produkt darf sich "Vollkorn" nennen, wenn mindestens 90 Prozent des Mehls aus dem vollen Korn besteht.
Der Geschmackssinn von Kindern wird früh geprägt. Daher ist es wichtig, dass Vollkornprodukte früh Bestandteil ihrer Mahlzeiten sind.
Dinkel ist nicht immer die bessere Wahl. Entscheidend ist, ob es sich um Vollkorn handelt.
Vorsicht: Werbeaussagen wie „mit wertvollem Getreide“ können einen falschen Eindruck vermitteln.
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Wenig vollwertige Kinderkekse im Angebot
Der Marktcheck der Verbraucherzentrale Bayern zeigt: In Supermärkten, Drogerien und im Bio-Fachhandel überwiegt das Angebot an Kinderkeksen mit nährstoffarmem Weißmehl.
Bei 18 von 33 geprüften Produkten kommt nährstoffarmes Auszugsmehl zum Einsatz – obwohl die Verpackungen oft vermitteln, der Inhalt wäre gesund.
Acht der untersuchten Kinderkekse enthalten zumindest anteilig Vollkornmehl.
Nur sieben Produkte bestehen zu 100 Prozent aus Vollkornmehl.
Ausgewogene Ernährung von klein auf – auch bei Snacks und Süßigkeiten
Eine ausgewogene Ernährung ist für die gesunde Entwicklung von Kindern entscheidend. Gerade im Kindesalter werden die Weichen für langfristige Essgewohnheiten gestellt. Kekse gehören zu den beliebtesten Snacks. Umso wichtiger ist ein genauer Blick auf die Zutaten.
Gerade bei Süßigkeiten und Snacks ist es sinnvoll, möglichst nährstoffreiche Varianten zu wählen, die nicht nur gut schmecken, sondern auch wertvolle Ballaststoffe, Vitamine und Mineralstoffe enthalten, zu wählen. Vollkornprodukte sind hier die bessere Wahl, da sie länger sättigen, die Verdauung unterstützen und die Geschmacksbildung positiv beeinflussen.
Eine ausgewogene Kombination aus Genuss und Nährstoffen kann dabei helfen, dass Kinder von Anfang an gesündere Essgewohnheiten entwickeln.
Bunte Verpackungen mit fröhlichen Figuren – Kinderkekse sprechen gezielt die Kleinsten an. Oft verleiten einprägsame Slogans Eltern und Großeltern dazu, die Kekse als gesunden Snack zu sehen. Doch was steckt hinter den beworbenen Zutaten, Nährwerten und Werbeaussagen?
Dinkel ist nicht automatisch gesünder
Bei 15 der 33 untersuchten Kinderkekse wurde statt Weizen- hauptsächlich Dinkelmehl eingesetzt. Dinkel wird oft als gesunde Alternative beworben. Verglichen mit Weizen hat Dinkel den Ruf eines gesünderen und bekömmlicheren Urgetreides. Er gilt als naturbelassener, da er bislang weniger stark durch Züchtung verändert wurde.
Entscheidend ist jedoch, ob für die Kekse Dinkelvollkornmehl verwendet wurde. Nur Vollkorn enthält die wertvollen Ballaststoffe, Vitamine und Mineralstoffe des ganzen Korns. Setzen Hersteller auf Vollkorn statt auf verarbeitetes Getreide, können sie den Nährwert eines Lebensmittels verdreifachen.
Helles Dinkelmehl unterscheidet sich im Nährstoffgehalt kaum von klassischem Weizenmehl. Beide Getreidearten sind eng verwandt und enthalten ähnliche Nährstoffe.
Werbung mit hohem Ballaststoffgehalt – doch statt Vollkornmehl steckt hauptsächlich Dinkelweißmehl darin. Die Ballaststoffe stammen vor allem aus Dattelmus und einem kleinen Anteil Haferflocken.
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Beim Dinkelmehl wurde kein Vollkorn verwendet, aber ein höherer Ausmahlungsgrad.
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Der Keks besteht hauptsächlich aus Dinkelweißmehl. Durch den Zusatz von Oligofruktose erhöht sich der Ballaststoffgehalt.
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Nur ein geringer Anteil des verwendeten Dinkelmehls stammt aus vollem Korn.
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Dieser Keks besteht aus Dinkel, enthält jedoch ausschließlich nährstoffarmes Weißmehl.
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Der Keks enthält kein Vollkorngetreide: Die Ballaststoffe stammen aus dem Kakao.
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Ballaststoffe – wichtig für Sättigung, Verdauung und Gesundheit. Tägliche Aufnahme liegt jedoch hinter Empfehlungen
Ballaststoffe fördern die Verdauung, sorgen für eine lang anhaltende Sättigung und sind entscheidend für die langfristige Gesundheit. Sie können das Risiko für ernährungsbedingte Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes, Adipositas, Bluthochdruck oder Herz-Kreislauf-Probleme senken. Darüber hinaus fördert eine ballaststoffreiche Ernährung eine gesunde Darmflora. Sie ist für die Immunabwehr und eine gute Nährstoffaufnahme wichtig.
Neben den unlöslichen Ballaststoffen wie Kleie gibt es auch lösliche Ballaststoffe. Dazu gehört die Oligofruktose. Einige Hersteller setzen sie in Keksen ein, um den Ballaststoffgehalt zu steigern, obwohl nur Weißmehl verwendet wurde.
Viele Menschen nehmen zu wenig Ballaststoffe auf:
In Deutschland liegt die Aufnahme insgesamt unter den empfohlenen Mengen.
Erwachsene konsumieren mit 17 bis 18 Gramm Ballaststoffe deutlich weniger als die empfohlenen 30 Gramm pro Tag.
Ballaststoffe zählen nicht zu den Pflichtangaben in der Nährwerttabelle. Ihre Menge kann aber freiwillig angegeben werden.
Bei sechs Produkten im Marktcheck fehlt jegliche Angabe zur Ballaststoffmenge. Kekse mit Weißmehl weisen einen sehr niedrigen Ballaststoffgehalt auf, während acht Kinderkekse mit einem sehr hohen Ballaststoffgehalt überzeugen. Besonders ballaststoffreich bzw. -arm sind folgende getesteten Kekse:
Im Check ist das der Keks mit der höchsten Ballaststoffangabe.
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Hier kommt die Ballaststoffmenge nicht aus dem Mehl, sondern durch den Einsatz von Oligofruktose.
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Ein besonders ballaststoffreicher Keks dank Vollkornhafer.
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Dieser Keks enthält einen hohen Anteil an Ballaststoffen dank Vollkorngetreide und Kakao.
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Der Ballaststoffgehalt ist sehr gering, da keine ballaststoffreichen Zutaten verwendet wurden.
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Dieser Keks enthält einen besonders geringen Anteil an Ballaststoffen, während der Zuckeranteil mit sieben Würfelzuckern pro 100 Gramm relativ hoch ist.
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Im Check ist das der Keks mit der geringsten Ballaststoffangabe.
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Werbeversprechen – klingen gut, sagen häufig wenig aus
Auf einigen Keksverpackungen stehen Slogans wie „mit wertvollem Bio-Getreide“, „aus kontrolliertem Vertragsanbau“ oder „natürlich und vegan“. Diese Aussagen sind rechtlich nicht definiert und sagen nichts über die tatsächliche Qualität oder den Vollkornanteil aus. Sie können sogar bei Produkten mit nährstoffarmem Auszugsmehl verwendet werden.
„Mehrkorn“ bedeutet lediglich, dass mindestens drei Getreidearten enthalten sind – nicht aber, dass Vollkornmehl verwendet wurde. Dieser Keks enthält nur 5,8 Prozent Vollkornmehl.
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Die Aussage "mit wertvollem Bio-Getreide" bedeutet nicht, dass es sich um Vollkorn handelt.
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Der Markenname "GenussPlus" und Werbeslogans wie "idealer Snack für unterwegs und zwischendurch" lassen einen nährstoffreicheren Keks erwarten.
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Bio-Produkt bedeutet nicht automatisch nährstoffreich.
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Die Werbeaussage „mit wertvollem Bio-Getreide“ bedeutet nicht zwangsläufig, dass das Getreide auch Vollkorn ist.
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Die Werbeaussage „natürlich“ ist aus Sicht der Verbraucherzentrale Bayern nicht zutreffend, wenn verarbeitetes Weißmehl verwendet wird.
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Die Werbeaussage "aus kontrolliertem Vertragsanbau" ist wenig aussagekräftig.
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Zucker bleibt Zucker – viele süße und gesunde Versprechen
Einige Hersteller von Kinderkeksen werben mit vermeintlich besseren Zucker-Alternativen. Slogans wie „ohne Zuckerzusatz“, „nur mit der Süße aus Früchten“ oder „gesüßt mit Agavendicksaft“ sollen Eltern ein gutes Gefühl geben und den Eindruck erwecken, es handle sich um gesündere Produkte. Doch dieser Eindruck täuscht.
"Ohne Zuckerzusatz" – aber trotzdem süß
Produkte, die mit der Aussage "ohne Zuckerzusatz" werben, enthalten oft trotzdem jede Menge Süße. Diese stammt dann aus Fruchtpürees, Fruchtsäften oder konzentrierten Fruchtsüßen.
Das Produkt hat einen hohen Zuckergehalt: in 100 Gramm sind mehr als zwölf Zuckerwürfel enthalten.
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Der Keks wird mit der Aussage „Süße nur aus Früchten“ beworben, enthält aber sehr viel Zucker aus Fruchtsaftkonzentraten.
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Dieser Keks enthält einen besonders hohen Zuckeranteil und richtet sich mit seiner Verpackung gezielt an Kinder.
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Bio-Produkte sind keine Garantie dafür, dass sie wenig Zucker enthalten.
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Auch wenn bei diesem Keks kein Kristallzucker verwendet wird, enthält er viel Zucker.
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Der relativ hohe Zuckergehalt stammt von Rübenzucker, auch bekannt als Haushaltszucker, sowie von sechs Prozent Dattelmus.
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Dieser Keks hat den geringsten Zuckeranteil und ist zudem ballaststoffreich.
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Fazit und Forderung
Vollkornprodukte enthalten besonders viele Nährstoffe – deshalb ist es wichtig, Kinder früh an ihren Geschmack zu gewöhnen. Bei Getreideprodukten empfiehlt es sich immer, die Vollkornvariante zu wählen.
Hersteller von Kinderprodukten tragen eine besondere Verantwortung: Es wäre von Vorteil, wenn Kinderkekse und Snacks, die an Familien gerichtet sind, zur gesünderen Ernährung beitragen. Es wäre wichtig, dass Hersteller verstärkt Vollkorn in ihren Rezepturen verwenden und damit auf nährstoffreichere Alternativen setzen.
Dieser Marktcheck verdeutlicht einmal mehr: Klare Vorgaben für Kinderlebensmittel sind dringend notwendig. Strengere Regelungen für die Kennzeichnung und die Bewerbung von Kinderprodukten – insbesondere in Bezug auf den Vollkornanteil und die Nährstoffqualität – würden zu einem gesünderen Angebot führen.
Tipp für Eltern: Verlassen Sie sich nicht allein auf die Vorderseite der Verpackung! Werfen Sie einen genauen Blick auf die Zutatenliste und Nährwerttabelle, um die tatsächliche Qualität von Kinderkeksen zu beurteilen.
Hier finden Sie unsere Tipps für die gesündere Wahl bei Kinderkeksen.
Gut zu wissen: Haferflocken sind immer Vollkorngetreide.
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Hafer ist ein sehr nährstoffhaltiges Getreide. Sowohl Haferflocken als auch Hafervollkornmehl sind eine empfehlenswerte Alternative zu Weizen.
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Schon ein anteiliger Austausch von Weißmehl gegen Vollkorngetreide erhöht den Nährstoffgehalt des Lebensmittels.
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Vollkornmehl bietet die meisten Nährstoffe. Bei diesem Keks wurde Teilauszugsmehl Typ 1050 verwendet. Es enhält mehr Schalenanteil als Weißmehl und damit auch mehr Mineralstoffe.
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Ein hoher Ballaststoffgehalt bedeutet nicht immer, dass Vollkorngetreide verwendet wurde. Bei diesem Keks sorgt der Kakao für einen höheren Ballaststoffgehalt.
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Auch Bio-Hersteller verwenden nicht selten nährstoffarmes Weißmehl.
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Definition Kinderkekse im Rahmen des Marktchecks
Dieser Marktcheck untersuchte Kekse, die sich mit einer besonderen Aufmachung gezielt an minderjährige Kinder oder deren Eltern richten. Dazu zählen sowohl der Produktname als auch die Darstellung von kindlichen Motiven wie Tier- oder Comicfiguren. Nicht berücksichtigt wurden Zwieback, Brezeln, Getreideknabberstangen und -sticks sowie Waffeln aus gepufftem Getreide, Knusperschnitten oder Müsliriegel. Wenn eine Altersangabe auf der Verpackung zu finden war, wurden nur Kekse für Kleinkinder ab einem Jahr erfasst.
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