Wieso wurde der Leitzins 2022 und 2023 erhöht?
Die EZB wollte so die Inflation bekämpfen. Vereinfacht gesprochen geht das so:
Wenn Zinsen steigen, werden Kredite teurer. Unternehmen investieren weniger und Verbraucher:innen kaufen weniger ein. Wenn die Habenzinsen steigen, sparen sie auch wieder mehr. In der Folge geht die Nachfrage zurück, was zu sinkenden Preisen oder zumindest zu weniger stark steigenden Preisen führt.
Im Juni 2023 lag die Inflation in Deutschland noch bei 6,4 Prozent. Das bedeutet, dass das Preisniveau im Vergleich zu Juni 2022 um 6,4 Prozent gestiegen ist. Inzwischen sind die Zeiten hoher Inflationsraten aber – zumindest erst einmal – wieder vorbei. Im September 2024 lag die Inflationsrate nur noch bei voraussichtlich 1,6 Prozent.
Beispiel dafür, wie Inflation wirkt:
Falls eine Ware im Juni 2021 noch 1.000 Euro gekostet hat, hätte man also ein Jahr später bei einer damaligen Inflation von 7,6 Prozent 1.076 Euro bezahlen müssen. Im April 2023 wären es mit einer Inflation von 6,4 Prozent schon 1.144,86 Euro. In der Gesamtbetrachtung entspricht dies einer durchschnittlichen Inflationsrate von ziemlich genau 7 Prozent. Das Ergebnis von 1.144,86 Euro entspricht somit in etwa der Summe der beiden einzelnen Inflationsraten, also 7,6 plus 6,4 gleich 14 Prozent.
Was hat der Leitzins mit Inflation zu tun?
Steigt das Preisniveau von Waren und Dienstleistungen allgemein, und nicht nur die Preise einzelner Produkte, wie zum Beispiel Energie und Lebensmittel, so bezeichnet man dies als Inflation. Gemessen wird die Inflation in einem bestimmten Zeitraum, oft im Vergleich mit den Preisen aus dem Vorjahr. Man nennt Inflation auch Teuerung oder Preissteigerungsrate. Entsprechend spiegelt Inflation die Abnahme der Kaufkraft wieder und somit den realen Wertverlust des Geldes.
Die Zentralbank versucht durch die Anpassung des Leitzinses indirekt Einfluss auf die Preise zu nehmen. Ein Anstieg des Leitzinses soll auch dazu führen, dass die Güternachfrage sinkt. Denn: Erhöht sich die Nachfrage bei gleichem oder abnehmendem Güterangebot, steigen die Preise. Das erleben Verbraucher:innen unter anderem am Preis für Gas und Lebensmittel – besonders seit Beginn des Ukrainekriegs und der Energiekrise.
Höhere Zinsen sollen dazu beitragen, Preise zu stabilisieren. Denn in der Theorie streichen Unternehmen Investitionsvorhaben, wenn Kredite teurer werden. Haushalte reduzieren den Konsum und sparen mehr. Angebot und Nachfrage ändern sich und ergeben einen neuen, in dem Fall niedrigeren Preis. Es dauert allerdings in der Regel ein paar Monate, bis die Zinserhöhung wirkt. Für die Wirkung ist auch entscheidend, ob weitere Schritte folgen werden.
Umgekehrt bei einer Zinssenkung: Eine Senkung des Leitzinses soll dazu führen, dass die Güternachfrage steigt. Denn Sparen lohnt sich weniger als vorher. Außerdem können sich Banken günstiger refinanzieren und daher ihren Kund:innen Kredite günstiger zur Verfügung stellen.
Auch Unternehmen bekommen Kredite preiswerter und können wieder einfacher investieren. Die Kombination von Verbrauchern, die wieder mehr Geld ausgeben und Unternehmen, die verstärkt investieren soll nicht zuletzt auch die Wirtschaft ankurbeln.