App-Test »My Green City«: Grüner Städtebau für Kids

Stand:
Mit seiner kunterbunten Grafik wendet sich das Smartphone-Spiel "My Green City" an eine junge Zielgruppe im Grundschulalter. Kinder bis zwölf Jahren dürften vom wuseligen Städtebau à la "FarmVille" begeistert sein. Aber kann die App bei Datensicherheit und Nachhaltigkeit ebenfalls überzeugen?
Schriftzug "My Green City" über Illustration einer Landschaft mit Pool, Windrädern, Fahrradweg und Bäumen

Der spanische Anbieter Learny Land hat sich auf mobile Gaming-Apps mit pädagogischem Mehrwert für Kinder spezialisiert. Dabei wendet er sich mit rund zwei Dutzend Spielen an junge Zielgruppen zwischen dem Kindergarten- und Teenageralter. Der Anspruch: Kinder sollen spielerisch für Themen wie Technik, Natur, Geschichte und soziale Verantwortlichkeit begeistern werden - und für Nachhaltigkeit. Daran versucht sich My Green City mit einem Spielprinzip, das sich an bekannten Vorbildern wie Die Sims und FarmVille orientiert: Kinder ab acht Jahren finden im digitalen Setzkasten Häuser, Wege, Freizeit- und Versorgungsangebote, um sich die "grüne Stadt" ihrer Träume zu bauen. Dabei sollen sie sich aber auch Gedanken über das Bildungsangebot, die Energieversorgung und ein faires Miteinander innerhalb ihrer Gemeinde machen. Ambitionierte Anliegen, mit deren Vermittlung die technisch gelungene App etwas zu kämpfen hat.

Off

Name: My Green City
Anbieter: Learny Land (learnyland.com)
Kategorie: Energie sparen | Nachhaltiger Alltag
Zielgruppe: Kinder von 8 bis 12 Jahren
Betriebssystem: iOS | Android
Preis: Ab €7,99/Monat mit 48-stündiger Gratisversion (ohne Registrierung) oder 7-tägiger Testversion (Registrierung erforderlich) 
Links: Apple App Store | Google Play Store

 

Verschiedene Abo-Modelle in der App MY GREEN CITY
Kein günstiges Vergnügen: Ab €7,99 im Monat können Verbraucher:innen die Aps von Learny Land ohne Einschränkungen nutzten. (Quelle: Screenshot)

Der Einstieg: (K)ein Kinderspiel

Bereits beim ersten Start erinnert My Green City daran, dass ein kommerzielles Interesse hinter der App steht. Zumindest hier sollten die Eltern und Erziehungsberechtigte ihren jungen Schützlingen zur Seite stehen. Denn neben der Gratis-Testversion, für die eine Registrierung per E-Mail erforderlich ist und die nach sieben Tagen in ein kostenpflichtiges Abo umgewandelt wird, besteht die Möglichkeit, die App 48 Stunden lang ohne Login auszuprobieren. Dafür muss man allerdings zunächst die eher unscheinbar platzierten Kreuze auf dem Startscreen entdecken. Immerhin: Will man zu einem späteren Zeitpunkt auf die Bezahlfunktion zugreifen, muss eine Art Kindersicherung überwunden werden. Diese besteht in einer einfachen Rechenaufgabe wie "Was ist 120 + 50?", die für die meisten Erwachsenen keine große Hürde darstellen sollte. Selbiges gilt allerdings auch für etwas ältere Kinder.

€7,99 monatlich bzw. €49,99 pro Jahr wird für das Abo berechnet, das neben My Green City zwanzig weitere Apps aus dem Portfolio von Learny Land umfasst. Der Anbieter beruft sich auf die in den USA verbindliche Regelung zum Datenschutz für Onlineangebote an Kinder unter 13 Jahren (COPPA). Diese ist in Deutschland zwar nicht anwendbar, Learny Land weist aber in seinen Nutzungsbedingungen und Datenschutzbestimmungen ausdrücklich darauf hin, dass ihre Apps keine individuellen Personendaten sammeln, keine Werbung anzeigen und alle Nutzereinstellungen vor dem Zugriff durch Kinder geschützt sind. Abgesehen von der halbherzigen Kindersicherung konnten wir tatsächlich keine bedenklichen Inhalte und Funktionen in der App aufspüren. Leider aber auch keine weiterführenden Informationen zu Datenschutz & Co., da diese nur auf der Webseite des Anbieters zu finden sind.

 

Die virtuelle Stadt in der Smartphone-App MY GREEN CITY
Unsere Stadt wächst und gedeiht, auch wenn die Müllkippe etwas zu nah am Wohnhaus steht und der Park recht klein ist. (Quelle: Screenshot)

Spielspaß hui! Nachhaltigkeit ... naja!

Das bereits kurz beschriebene Spielprinzip ist für digitalaffine Kids im Grundschulalter schnell verständlich. Will heißen: Hat das Kind bereits erste Erfahrungen mit der Navigation eines Touchscreens gemacht und ist mit standardisierten Symbolen wie Mülltonne ("Löschen"), Richtungspfeilen und Punktekonto - hier hervorgehoben durch ein animiertes Smilie - vertraut, erklärt sich My Green City beinahe von selbst. Spielziel ist der Aufbau einer lebensfreundlichen und nachhaltig bewirtschaften Stadt. Man beginnt mit einem kleinen Wohnhaus und Gehwegen und ergänzt die wachsende Gemeinde dann nach und nach mit Radwegen, Straßen, Mietshäusern, Parks, Kultur- und Versorgungsangeboten. Je vielfältiger und ausgewogener dabei der Lebensraum für die virtuellen Bewohner:innen gestaltet ist, desto wuseliger wird das Treiben in der Stadt und führt auch zu einem wachsenden Punktekonto. So sind beispielsweise ein Spielplatz und Kino attraktive Freizeitstätten, allerdings muss das Angebot auch in einem vernünftigen Verhältnis zur Einwohnerzahl stehen und alle Orte sinnvoll verbunden sein. Bevorzugt geschieht dies durch Rad- und Fußwege. Vergisst man einmal dringend benötigte Infrastruktur, beispielsweise ein Ort zur Müllentsorgung, weist My Green City durch eine Warnung und Verweis auf eine Behebung der akuten Unterversorgung hin.

Was sich hier so abstrakt und technisch liest, macht als Spielerfahrung durchaus Spaß, da sich Anbieter Learny Land fast alle Gamification-Methodiken von A bis Z zunutze macht: Der wachsende Punktestand, ein immer größeres Angebot an Bauwerken und niedliche Animationen motivieren zum Weitermachen. Der Nachhaltigkeitsaspekt der App zeigt sich beim Fingertipp auf den Score in der oberen rechten Ecke des Bildschirms. Dort werden in verschiedenen Kategorien ökologische, wirtschaftliche und soziale Aspekte innerhalb der digitalen Kleinstadt geregelt. In der Kategorie Mobilität kann man beispielsweise den Autoverkehr mit Verbrennermotoren einschränken oder verbieten und zusätzliche ÖPNV-Angebote schaffen. Das Kulturangebot kann durch Leseförderung und kostenlose Veranstaltungen im Freien erweitert werden. Auch Maßnahmen zum bewussten Energiekonsum und Vermeidung von Abfall sind möglich, ebenso wie der Ausbau der Barrierefreiheit. Sind diese Richtlinien und Aktionen auch umsetzbar, erhöhen sie den Punktestand. Doch auch hier ist vermutlich elterlicher Beistand gefragt, denn jüngere Kinder könnten Fragen zu komplexeren Maßnahmen haben. Beispielsweise, in welchem Verhältnis die Klassengröße in Schulen zur Anzahl der Lehrkräfte stehen sollte. Oder, wie die virtuellen Bewohner:innen - und wir als Gesellschaft - von einem diskriminierungsfreien Miteinander profitieren.

 

Screenshot einer Funktion der App MY GREEN CITY
In sieben Kategorien wählen Spieler:innen, was ihnen in ihrer Stadt wichtig ist. (Quelle: Screenshot)

Fazit

Als professionell gestaltetes Serious Game für Kinder zwischen acht und zwölf Jahren (unsere Empfehlung) kann My Green City überzeugen: Grafik, Handhabung und Spielspaß dürften auch anspruchsvolle Kids begeistern.  Aber: Die 48 Stunden lang gültige Probeversion wird dem Nachwuchs vermutlich nicht genügen. Das mit €7,99 recht teure Monatsabo dürfte sich jedoch nur für Verbraucher:innen lohnen, die ihrem Nachwuchs auch die anderen Gaming-Apps des Anbieters Learny Land zugänglich machen wollen. Wer dies möchte und außerdem willens ist, sich einzelne Spielinhalte gemeinsam mit den Kindern zu erarbeiten, findet hier ein nach Verbraucherschutzaspekten unbedenkliches Angebot.

Handhabung4 Sterne
Spaß5 Sterne
Mehrwert2 Sterne
Motivation4 Sterne
Datensparsamkeit3 Sterne
Gesamtwertung3 Sterne

Haben Sie Hinweise, Korrekturen oder sonstiges Feedback zu unserem App-Test? Ich freue mich über Ihre E-Mail an lohmeier[at]vz-bln.de. Danke für Ihr Interesse! (Patrick Lohmeier)

ClimApps Check Icon

CliMapps - Spielend einfach Klima schützen!

CliMapps ist Ihr vertrauenswürdiger Begleiter durch die Welt der Klimaschutz-Apps. Wir testen digitale Lösungen für mehr Nachhaltigkeit und umweltbewussten Konsum im Alltag. Und was uns dabei ganz wichtig ist: Es soll Spaß machen!

Förderhinweis BMUV

Ratgeber-Tipps

Ratgeber Einfach nachhaltig
Mehr Unabhängigkeit von Öl, Kohle und Gas. Der Abschied vom Verbrennungsmotor. Ein Aktionsprogramm zum natürlichen…
Klimafreundlich bauen und sanieren
Beim Haus der Zukunft spielen die richtigen Baustoffe und auch die passende Haustechnik eine wichtige Rolle. Ziel ist…

Anmeldung Veranstaltung Weltverbrauchertag 2025

Das Internet ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken und erhöht in vielen Lebens- und Arbeitsbereichen die Lebensqualität. Allerdings birgt es auch viele neue Möglichkeiten des digitalen Betrugs. Diskutieren Sie am 14. März 2025 zwischen 14 und 17 Uhr anlässlich des Weltverbrauchertags mit Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft über die Herausforderungen für den Verbraucherschutz in Bayern.
Lachender Mann mit Geldscheinen in der Hand

Vergleich mit primaholding-Unternehmen: Letzte Chance für Verbraucher:innen

Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hat mit primastrom, voxenergie und nowenergy einen Vergleich geschlossen. Es ging dabei um überhöhte Preise und unangemessene Vertragslaufzeiten. Noch bis zum 31.12.2024 können Sie sich an die Unternehmen wenden und sich auf den Vergleich berufen.
Foto einer Frau, die auf einem Sofa sitzt und bestürzt in ein geöffnetes Paket schaut.

Shoppen auf Online-Marktplätzen: Verbraucher:innen erwarten sichere Produkte

Die Mehrheit der Verbraucher:innen erwartet, dass die Produkte auf Online-Marktplätzen sicher und gesetzkonform sind – und sehen die Plattformbetreiber in der Verantwortung. Das zeigt eine Befragung des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv). Aktuell sind Plattformen nicht in der Pflicht, Produktsicherheit zu gewährleisten.